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Kafi Duzis – «Unglaublich, was entstehen kann.»

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An fünf Sommer-Sonntagen verwandelten die WG-BewohnerInnen der «Alten Trotte» an der Nordstrasse 331 ihren grossen Garten ins Kafi Duzis. Bis zu 700 grosse und kleine Gäste genossen bei feinen Imbissen und Live-Musik die grandiose Stimmung – ein Erfolg, der die Gastgeber beflügelt. Im Interview erzählen Michael Weyrich, Tobias Fluck und Simon Merki, WG Bewohner und Mitorganisatoren des Kafi Duzis, wie der Anlass entstanden ist und was er alles ausgelöst hat.

Kafi Duzis Macher

Das Engagement für gemeinschaftliche Projekte liegt ihnen am Herzen:
Michael Weyrich, Tobias Fluck und Simon Merki (v.l.n.r.), WG-Bewohner der «Alten Trotte» und Gastgeber des Kafi Duzis.

Waidblick: Michael, Tobias und Simon, wie ist die Idee zum Kafi Duzis entstanden?

Michael Weyrich: Da wir gerne Gäste haben, hegten wir schon länger die Idee eines Cafés. Zudem hatten wir den Wunsch, unseren schönen Garten für alle zu öffnen. Als wir vor einem Jahr dachten, der Sommer 2013 könnte unser letzter in der «Alten Trotte» sein, haben wir ein Team aus WG-Leuten und Freunden gebildet und ein Konzept entwickelt. Die Idee war, einen mehrmaligen Anlass für ein möglichst bunt gemischtes Publikum auf die Beine zu stellen. Wir wollten vor allem die Quartierbewohner ansprechen. Die Stimmung sollte dazu beitragen, dass man sich kennenlernt. Daher auch der Name «Duzis».

Tobias Fluck: Wir sind Projektmenschen, die gerne gemeinsam Sachen anpacken und umsetzen. Es macht Spass, mit der Gestaltung des Anlasses auch ein Stück weit unsere Kreativität ausleben zu können.

Wie organisiert ihr den Anlass?

M. W.: Das Team besteht aus sieben Personen, die sich in Ressorts aufteilen, z.B. Küche, Technik, Dekoration, usw. Dazu kommen zahlreiche freiwillige Helfer. Das «Duzis-Feeling» hat viel Engagement mit sich gezogen.

Simon Merki: Die verschiedenen «Specials» wie das Kinderschminken oder der Flohmarkt sind alle aus Initiativen von Leuten ausserhalb der WG entstanden. So kamen viele zusätzliche Kleinprojekte hinzu, die wir ursprünglich nicht eingeplant hatten.

Das Kafi Duzis ist zu einem richtigen «Event» geworden. Was hat euch am meisten überrascht oder gefallen?

S. M.: Mich hat beeindruckt, dass über 100 Leute mitgeholfen oder etwas beigetragen haben. Das ging vom Ausleihen von Stühlen bis zur Übernahme einer Schicht in der Küche. Zu siebt hätten wir das nie alles geschafft. Auch hat es mich gefreut zu sehen, dass Kontakte entstanden sind. Viele Gäste haben tatsächlich «Duzis» gemacht.

M. W.: Es ist unglaublich, was aus der Gemeinschaft entstehen kann. Unsere Erwartungen wurden bei Weitem übertroffen. Es hat uns begeistert zu sehen, was passieren kann, wenn man gemeinsam etwas anpackt. Mich hat ausserdem besonders gefreut, dass wir einen Begegnungsort schaffen konnten, der etwas Besonderes hat.

T. F.: Es hat mich gefreut, dass die Gäste sehen und schätzen, wie viel Liebe im Projekt steckt, zum Beispiel in der Dekoration.

Wie erlebt ihr Wipkingen und was gefällt euch am Quartier?

S. M.: Wipkingen ist sehr lebendig. Es läuft unglaublich viel, man denke nur an den Weihnachtsmarkt, das Openair, die Flohmis… Mir gefällt auch, dass der Quartierverein und das Gemeinschaftszentrum so aktiv sind.

M. W.: Wipkingen ist für mich das Beispiel dafür, wieviel Gutes passieren kann, wenn sich Leute mit Leidenschaft einsetzen. Es gibt andere coole Quartiere in Zürich, aber Wipkingen ist etwas Besonderes. Es überrascht mich auch immer wieder zu sehen, wie durchmischt das Quartier ist.  Wenn wir im Sommer unser Trampolin im Garten aufstellen, kommen Kinder vieler verschiedener Nationen zum Spielen.

Die «Alte Trotte» ist renovationsbedürftig, jedes Jahr rechnet ihr damit, ausziehen zu müssen. Die Stadt, der die Liegenschaft gehört, möchte das Grundstück in den Neubau des Altersheims einbeziehen. Was wünscht ihr euch für die Zukunft «eures» Hauses?

T. F.: In den letzten Jahren haben immer Leute hier gewohnt, denen das «gemeinschaftliche Leben» wichtig war und die den Raum auch in diesem Sinne geprägt und Verantwortung übernommen haben. Wir wünschen uns, dass das so bleibt. Deshalb sind wir in Kontakt mit der Stadt getreten. Wir wollten unsere Idee des Zusammenwohnens darlegen und sind damit auf offene Ohren gestossen.

M. W.: Die «Alte Trotte» ist ein Sozialraum. Einst befanden sich hier ein Heim für obdachlose Menschen und ein Drogenentzugs-Zentrum, später bewohnten Familien zusammen mit jungen Leuten das Haus. Heute sind wir eine WG mit zehn, elf Personen. Wir sind der Meinung, dass der heutige Nutzungsgedanke optimal ist und unternehmen alles, was in unseren Möglichkeiten steht, um das aufzuzeigen. So haben wir 2013 ein Ideenpapier ausgearbeitet, das dokumentiert, was für Ideen im Laufe der Jahre gewachsen sind. Wir wünschen uns, dass der gemeinschaftliche Spirit und das soziale Engagement weitergetragen werden, zum Beispiel in Form von Time-Out-Zimmern für Jugendliche, Gemeinschaftsateliers oder weiteren kreativen Anlässen fürs Quartier. Wir sind voller Ideen!

Kafi Duzis auf Facebook: www.facebook.com/kafiduzis

Video der Bewohner «Die alte Trotte voller Leben»: www.vimeo.com/73864158

Kafi Duzis gibt’s auch 2014. Die Daten werden zu gegebener Zeit auf wipkingen.net publiziert

Interview: Quartierverein Wipkingen, Ressort Kommunikation

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