Kultur

Eine Post ohne Schalter

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In der Nacht auf Sonntag, 25. Juni, wurde der erste Stock des alten Postgebäudes am Wipkingerplatz besetzt. Die Räumlichkeiten waren seit 2017 ungenutzt. Seither ist einiges passiert. Nun beantworten die Pöstler*innen die drängensten Fragen aus der Bevölkerung.

Wer sind eigentlich diese Pöstler*innen am Wipkingerplatz?

Die Pöstler*innen bilden ein lose organisiertes Kollektiv aus unterschiedlichsten Menschen, die sich für eine Stadt einsetzen, in der auch Menschen mit niedrigen Einkommen Platz haben. Es sind Menschen, die sich mit Machtstrukturen aktiv auseinandersetzen und sich gemeinsam organisieren, die diese Stadt nicht der Immobilienspekulation überlassen wollen, sondern sich aktiv für eine Stadt einsetzen, die nicht nur vom Geld regiert wird. Die Pöstler*innen sind keine abgeschlossene Gruppe, stetig stossen neue Menschen dazu und engagieren sich auf unterschiedlichste Weisen für diesen neuen, wunderschönen Ort.

Warum Wipkingen?

Das ehemalige Postgebäude, trostlos und leer, schrie geradezu nach einer sinnvollen Nutzung. Das Quartier Wipkingen ist von starken Veränderungen betroffen, vieles wird saniert und verteuert. Die Gentrifizierung bringt neue, schöne Wohnungen mit sich, aber leisten können viele Bewohnende sich diese nicht mehr. Der Immobilienmarkt orientiert sich nicht an den Bedürfnissen der Menschen, sondern nur am Profit und führt zu sterilen Quartieren und Vereinzelung. Gewachsene soziale Strukturen und alltägliche Treffpunkte, wie auch die ehemalige Poststelle, verschwinden. Alle Bemühungen des Quartiervereins, das leere Haus zu nutzen und wieder der Bevölkerung zur Verfügung zu stellen, sind bei der Post AG abgeblitzt. Wir wollen dieses nun wieder öffentlich machen und einen neuen Ort schaffen, an dem man sich wieder treffen kann.

Warum braucht es Orte wie die neue Post?

Die einfache Antwort: Weil es Eine Post ohne Schalter. Die etwas kompliziertere Antwort: Weil es wichtig ist, dass es in der Stadt Treffpunkte ohne Konsumzwang gibt. Weil es  selbstorganisierte Orte braucht, die sich der Profitlogik entgegenstellen und an denen Menschen sich kulturell oder politisch betätigen können – ohne Fremdbestimmung durch kommerzielle Akteur*innen und Behörden. Die Post ist ein Raum für Austausch, es gibt Infoveranstaltungen, ein Kino, eine Siebdruckwerkstatt, eine offene Velowerkstatt und eine Grossküche. Die Post bietet die Möglichkeit, Neues auszuprobieren, Wissen und Fähigkeiten zu teilen, wie zum Beispiel gemeinsam zu bauen, zu pflanzen, für viele Menschen zu kochen, Veranstaltungen zu organisieren und vieles mehr.

Stimmt es, dass ihr alle faul seid und nichts arbeitet?

Nein, aber wir versuchen, unser Leben nicht gänzlich von der Lohnarbeit diktieren zu lassen und uns auch für andere Dinge einzusetzen, die uns wichtig sind. Zudem gibt ein Projekt wie die Post viel zu tun: bauen, organisieren, putzen, verhandeln, diskutieren und vieles mehr.

Was ändert sich durch die Besetzung für mich als Quartierbewohner*in?

Wenn’s dich nicht interessiert, eigentlich kaum etwas. Wenn du aber Lust hast, bietet dir die Post ein interessantes Kulturprogramm und vielfältige Möglichkeiten, dich zu engagieren und zu beteiligen.

Ich habe noch ganz andere Fragen …

Dann besuch doch mal eine Veranstaltung, klopf einfach mal an und schau, ob jemand da ist, hinterleg eine Nachricht in unserem Briefkasten (1. Stock, Seite Hardbrücke), besuche unsere Webseite post.zureich.rip oder schreib uns eine E-Mail an postsquat@systemli.org.

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