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Der Stadtrat von Zürich in Wipkingen

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Der grosse Bildbericht des Quartiervereins von Markus Geiger, Text und Peter Isler, Bilder.

Der Stadtrat von Zürich in Wipkingen

Wipkingen 11. Juni 2009

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Ein aussergewöhnlicher Tag für Wipkingen: Stadtpräsidentin Corine Mauch stattete mit dem gesamten Stadtrat (ohne Kathrin Martelli) Wipkingen einen Besuch ab. Dabei waren auch Stadtschreiber André Kuy und Rechtskonsulent Peter Saile. Der gastgebende Quartierverein benützte die Gelegenheit, dem Stadtrat neben schönen Aussichten auch kritische Punkte und Probleme im Quartier nahe zu bringen.

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Hoch über den Dächern unseres Quartiers, auf dem Aussichtspunkt Waid, begrüsste QV-Präsident Beni Weder die Stadtpräsidentin, die Stadträtinnen und Stadträte zu einem „Tag im Leben von Wipkingen“. Beni Weder und seine Crew führten die Gäste aus dem Stadthaus auf einer interessanten Tour zu Fuss von den Höhen bis in die Niederungen des Quartiers.

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„Wipkinger Masoalahalle“

Zwei Drittel des 17 500 Quadratmeter grossen Geländes an der Tièchestrasse werden an einen gemeinnützigen, der Rest an einen privaten Investor verkauft. Geplant ist der Neubau einer Wohnsiedlung; die aus den frühen fünfziger Jahren stammenden Personalhäuser des Waidspitals werden abgebrochen. Von Seiten des Quartiervereins gestellte Fragen zur Lage und Gebäudehöhe der geplanten Häuser beantwortete der Stadtrat damit, dass von der Strasse her der Blick auf die Stadt durch die Gebäude nicht verstellt werde.

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Das Durchwandern des Grüngürtels an der Tièchestrasse – der Volksmund spricht von der „Wipkinger Masoalahalle“ – ist ein Geheimtip für Erholungssuchende. Querfeldein geht’s durch die üppige Natur mit Wiesen, Buschwerk und Bäumen – kaum zu glauben, dass man sich in greifbarer Nähe zur Stadt befindet. Die hier noch reichlich vorhandene Flora und Fauna muss teilweise dem Neubau weichen, wird aber, wie vom Stadtrat versichert, an anderer Stelle ersetzt werden.

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Unterhalb der reformierten Kirche liegt das ehemalige Wasserwerk. Für dieses Gelände präsentierte der Quartierverein dem Stadtrat die Vision, mittels Einhausung der Strasse zwei kleine Parks miteinander zu verbinden.

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Jugendliche sehen ihr Quartier

Schülerinnen und Schüler der 2. Sek. im Schulhaus Waidhalde präsentierten dem Stadtrat ihre Sicht des Quartiers mit Positiv- und Negativpunkten.

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Im allgemeinen fühlen sich die Jugendlichen im Quartier sicher; Angstgefühle kämen aber zuweilen in den zahlreichen Unterführungen auf. Was fehle, sei ein Platz für ungestörte Treffs.

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Stadträtin Esther Maurer machte auf die Jugendpolitik aufmerksam. In deren Mittelpunkt stehe die Schaffung von Freiräumen für Jugendliche, die Sicherheit sowie – mit Blick auf die Zukunft – die Möglichkeit, nach der Schule einen Ausbildungs- und Arbeitsplatz zu finden. Zudem sei es ihr ein sicherheitspolitisches Anliegen, Unterführungen aufzuheben, wo immer dies möglich sei.

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Toleranz – eine gegenseitige Sache

Mit dem Freizeitangebot sind die Jugendlichen zufrieden. Die vielen Events und auch die Badi machten Spass, sind sich alle einig. Im Sommer wäre jedoch eine Wiese mit Grillplatz nicht schlecht, meinte ein Schüler. Negativ beurteilen sie die fehlende Toleranz einzelner Erwachsener. Stadtrat Martin Waser hielt dazu fest, dass zahlreiche Erwachsene Angst vor Jugendlichen hätten, vor allem wenn diese in Gruppen aufträten. Er rief zu gegenseitiger Toleranz und dem Abbau von Vorurteilen auf.

Mitsprache mit Grenzen

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Die Schüler fühlen sich durch den Schülerrat und die Offene Jugendarbeit OJA gut ins Quartierleben integriert. Innerhalb der Schule bemängeln sie die fehlende Mitsprache namentlich bei Umbauten. Es sei positiv, dass sich die Schüler auch hier einbringen möchten, so Stadtrat Gerold Lauber.

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Es gelte jedoch zu berücksichtigen, dass die Planung mit dem Zeithorizont 2025 langfristig ausgerichtet sei und bei den Mitteln an Grenzen stosse. Als Beispiel dafür nannte er die Summe von 5 Mio. Fr. So viel müsse aufgewendet werden, damit jedem Schüler und jeder Schülerin in allen 120 Schulhäusern der Stadt ein eigener Spind zur Verfügung gestellt werden könne.

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Alkohol und Drogen bereiteten im Schulhaus Waidhalde keine grossen Probleme, hiess es von Seiten der Schulleitung. Es gebe genügend kompetente Ansprechpersonen im Bereich Suchtprävention. Lehrpersonen, Schüler und Stadtrat waren sich einig, dass der Themenkreis Sucht in erster Linie eine Sache der Eigenverantwortung ist.

Autos statt Rosen und Gärten

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Punkto Verkehr loben die Schüler die zahlreichen Velostreifen und 30-km-Zonen. Negativ fällt – natürlich – die Rosengartenstrasse auf. Die Jugendlichen stören sich an den durch Abgase verschmutzten Häusern und plädieren für die Einführung einer Strassengebühr, um den Verkehr zu minimieren.

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Stadträtin Ruth Genner ist saubere Luft ein grosses Anliegen, sie zeigt sich offen für alle Massnahmen, die zu einer Verminderung des Durchgangsverkehrs auf der Rosengartenstrasse führen.

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Stadtrat Andres Türler kennt als „alter Wipkinger“ die Verkehrsprobleme im Quartier, die mit der Zerschneidung Wipkingens durch die Westtangente entstanden sind. 75’000 Fahrzeuge rollten tagtäglich durch die Rosengartenstrasse, gab er zu bedenken.

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Für Stadtpräsidentin Corine Mauch steht die Rosengartenstrasse weit oben auf der Problemliste. Sie sicherte dem Quartierverein den Willen des Stadtrates zu, bei der Lösung des Verkehrsproblems nach Möglichkeit Hand zu bieten, denn die Strasse sei ein „Elend für das ganze Quartier“. Stadträtin Genner möchte so bald wie möglich zwei Fussgängerstreifen über die Rosengartenstrasse legen, die mit Verkehrsampeln gesichert werden. Sie ist mit dem Kanton diesbezüglich im Gespräch.

Vision ebener Röschibachplatz

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Während der Röschibachplatz heute eher als Ausweitung des Strassenraums empfunden wird, reifen Ideen, den Platz auszuebnen und so zu gestalten, dass er dem schon vorhandenen Leben eine Art von Quartierbühne sein kann, frei nach der Devise „sehen und gesehen werden“.

Mit Blick auf das 150-Jahr-Jubiläum des Quartiervereins soll der Platz nächsten Winter in eine Eisbahn verwandelt werden, im Sommer wird eine 12 x 4 m grosse Petanque-Bahn aufgestellt. Stadträtin Ruth Genner freute sich über die Ideen, die sie gerne im Tiefbauamt prüfen lasse.

Endstation für den Bahnhof Wipkingen?

Der Bahnhof Wipkingen, 1932 im Bauhaus-Stil von Stadt und Kanton Zürich erbaut, ist heute als SBB-Station unbedient, beherbergt jedoch das Reisebüro AG Wipkingen. Der Dienstleistungsbetrieb erwirtschaftet einen Jahresumsatz von 4,4 Mio. Fr. und sorgt darüber hinaus für die soziale Kontrolle rund um den stillgelegten Bahnhof. Das Schicksal des Hauses ist ungewiss, wollen es doch die SBB an den Meistbietenden verkaufen. Der Quartierverein setzt sich dafür ein, das Gebäude in den öffentlichen Besitz zurückzuführen und sucht dazu die Zusammenarbeit mit der IG Bahnhof, der Stadt und den SBB.

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Rund um das Restaurant Nordbrücke, nach der Renovation das Schmuckstück am Platz, bieten weitere Problemzonen Stoff für Gespräche und Wünsche:

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Der Aufgang zum Platz beim Restaurant Liston (hier wäre eine breite Treppe nützlicher) und der Landenbergpark (eine Auslichtung des Gehölzes ist wünschenswert, um dunkle Ecken und damit eine drohende Szenebildung zu vermeiden).

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Etwas weiter entfernt, am Wipkingerplatz, befindet sich – unglücklich placiert – der einzige Postomat im Quartier. Mindestens ein weiterer Automat (z.B. bei der Poststelle an der Scheffelstrasse) sei das, was sich viele Kunden wünschten, gab der QV dem Stadtrat mit auf den Weg.

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Soziokulturelles Zentrum

Der Rundgang endete beim GZ Wipkingen. Dort wird noch in diesem Jahr der beim Gemeinschaftszentrum der Limmat entlang angelegte Wipkingerpark fertig gestaltet sein.

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Die Anlage erfüllt gemäss GZ-Co-Leiter Karl Guyer und GZ-Co-Leiterin Cornelia Schwendener die Funktion eines soziokulturellen Zentrums mit viel Grün in einem immer stärker mit Bauten verdichteten Raum. Die bereits jetzt schon rege Benützung des Parks bringt Nebeneffekte in Form von nächtlichem Lärm oder Liegenlassen von Abfällen mit sich. Ein runder Tisch mit den zuständigen Quartierverantwortlichen und Behörden geht diese Probleme an. Als Treffpunkt für Gross und Klein ist das GZ Wipkingen mit seinem vor 55 Jahren weltweit ersten Robinsonspielplatz und dem neu gestalteten Kinderbauernhof (mit Ziegen, Kaninchen, Wollschweinen) ein Anziehungspunkt im Quartier. Ein Treffpunkt, der sich mit den laufend ändernden Bedürfnissen der Gesellschaft wandelt, weiterentwickelt und erneuert.

Text Markus Geiger
Fotos Peter Isler

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Gemeinsames Mittagessen im Saal des GZ Wipkingen.

Alt-Stadtpräsident Thomas Wagner begründete 1982 die Tradition, nach welcher der Stadtrat alljährlich ein Zürcher Quartier besucht. Letztmals war dies in Wipkingen 1990 unter dem damaligen Stadtpräsidenten Josef Estermann der Fall. Andres Türler, heute als Stadtrat Vorsteher des Departements der Industriellen Betriebe, amtete damals noch als Quartiervereinspräsident von Wipkingen.

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