Kommunikation

Nachruf auf die Telecab 2000

Sie war mehr als ein Münztelefon: eine langlebige Glas-Symphonie, ein Stück urbane Science-Fiction.

Lukas Erdin – Diesen Sommer wurden im Quartier die beiden letzten Exemplare der Telecab 2000 von der Bildfläche entfernt: eine am Röschibachplatz, die andere an der Rotbuchstrasse. Damit ist eine Ära beendet, die streng genommen nie richtig angefangen hat. 1995 entwarf der Architekt Hans Ulrich Imesch diesen leuchtenden Glaszylinder, halb Ufo-Landeplatz, halb futuristische Minibar. Wer die Tür schloss, wurde mit Musik berieselt und konnte sich für einen kurzen Moment fühlen, als sei Zürich doch noch auf dem Weg ins 21. Jahrhundert.
Schon damals war klar, dass Handys das Geschäftsmodell der öffentlichen Telefonie verdrängen würden. Und trotzdem liess man sie bauen, in einer Dreiecksbeziehung zwischen Stadt, Telecom und APG, welche die Kabinen als Werbesäulen brauchte. Stadtbildpflege, Technik, Reklame: public private partnership at its finest.
Doch wie das so ist: Verträge laufen aus, die Zukunft von gestern wird zum Abbruch von heute. Die Stadt Zürich verlängerte den Vertrag mit der APG nicht. So verschwinden die Designperlen nun nach und nach, mit schwerem Gerät und leichter Handbewegung. 
Dabei war die Telecab 2000 mehr als nur ein Rohr fürs Münztelefon. Sie war eine hochwertig produzierte, langlebige Glas-Symphonie, ein Stück urbane Science-Fiction.
Ein Objekt, das schrie: «Mach was aus mir!» Ob als Mini-Galerie, Musikbox, Gesprächsraum, als Heimat-Hologramm verstorbener Lokalgrössen, als Karaoke-Kapsel für Mutige oder irgendwann als Wartezimmer fürs Beamen. Stattdessen schreit heute nur noch der Presslufthammer.
Wir nehmen Abschied von der Telecab 2000. Sie hat nie so recht ihren Platz gefunden, war ihrer Zeit voraus und gleichzeitig überflüssig. Genau darin lag ihr Zauber.
Wipkingen bleibt zurück, ein wenig ärmer und vielleicht bald mit einer neuen Standard-Werbetafel am Röschibachplatz.

Kommentar verfassen