Kultur

Frischer Wind in Wipkinger Restaurants

In zwei Restaurants an der Nordstrasse sind neue Wirte am Wirken: Die Osteria Centrale ist zur Bar Aperto geworden und auf dem Terrain des Tre Fratelli ist das Neri entstanden.

Von Marc Bürgi, Quartierverein Wipkingen

Das Wipkinger Gastroangebot ist fein, aber eher klein. Und so ist es schade, wenn Restaurants verschwinden, etwa das «Tre Fratelli». Dem Traditionsrestaurant mit seinem lauschigen Garten trauern viele Menschen nach. 2021 musste es einer Überbauung weichen. Das Ende dieser Institution bedeutete aber nicht das Ende der Gastronomie auf diesem Gelände. In einem der beiden neuen Gebäude, an der Nordstrasse 182, ist das «Neri Cantina» entstanden. Ende Oktober 2024 ist das Restaurant eröffnet worden.

Der italienische Name ist eine Anspielung auf die Besitzerfamilie. Schwarz – Neri – heissen die drei Brüder, denen die Immobilie gehört. Ihre Eltern hatten das inzwischen abgerissene Haus einst gekauft. Die Mutter, welche das Tre Fratelli gründete und dort eine Zeitlang wirtete, hatte die Gaststätte damals nach ihren Söhnen benannt, den drei Brüdern – Tre Fratelli. Mit dem neuen Namen erweisen die Söhne der Vergangenheit spielerisch Reverenz.

Ein erst 26-jähriger Chef

Die Leitung des Neri haben die Schwarz’s an Zachary Levy übertragen. Levy, erst 26-jährig, führt es zusammen mit Küchenchef Patrick Siekendieck und vier Angestellten. Die beiden sind Gastroprofis: Der in Frankreich aufgewachsene Ire Levy arbeitete früher unter dem Starkoch Nenad Mlinarevic, der Deutsche Siekendieck kochte früher im Spitzenrestaurant «Red» in Vals. Das Neri war zu Beginn als Weinbar gedacht, inzwischen liegt der Fokus auf Gerichten, wobei die Weinkarte immer noch sehr umfangreich ist. «Wir merkten, dass die Leute bei uns essen wollen und stellten einen zweiten Koch an», erzählt Levy den Kurswechsel.

Die kleine Karte wechselt in der Zusammensetzung ständig, ein Fixpunkt sind derzeit aber Pastagerichte. Dass Pasta eine Hauptrolle spielt, erklärt die auch für den hohen Anspruch moderaten Preise – das viergängige Menu kostet im Moment 69 Franken. «Wir sind kein Fine-Dining-Restaurant, wir wollen fürs ganze Quartier hier sein», betont Levy. Das Konzept kommt offenbar an: «Es läuft gut», bilanziert der junge Gastronom nach gut einem halben Jahr Betriebstätigkeit.

Das Restaurant ist viel kleiner als es das «Tre Fratelli» war – nur rund 70 Plätze sind es insgesamt, wenn die 18 Aussenplätze auf der Terrasse mitgezählt werden. Diese bescheidene Kapazität ist die Konsequenz aus den städtischen Auflagen, «wir hätten gerne ein ähnliches Restaurant realisiert», sagt Levy. Die eher restriktive Bewilligung erklärt auch, wieso die Aussenplätze nur bis 21.30 Uhr bedient werden.

Der ambitionierte Junggastronom kann sich gut vorstellen, weitere Betriebe zu eröffnen, am liebsten in Wipkingen. «Das Quartier braucht mehr Essensangebote», finde er. Das sind aber Zukunftspläne, vorerst will sich der 26-Jährige voll dem «Neri» widmen. «Ich lasse mir Zeit.»

Italienisches Flair im ehemaligen Café Letten

Das «Neri ist nicht die einzige Neueröffnung an der Nordstrasse. Wenige Hundert Meter weiter hinten, im rosafarbenen Eckhaus der Baugenossenschaft Letten an der Nordstrasse 205, ist 2023 die Bar Aperto gestartet. Sie führt die lange Gastrovergangenheit an diesem Ort fort – früher waren hier das Café Letten und später die Osteria Centrale zuhause. Der neue Gastgeber heisst Alessio Divella, und wie beim Neri spielen auch in diesem Betrieb Weine eine wichtige Rolle. Was auch daran liegt, dass Mitinhaber Dario Bischofberger als Weinhändler das Getränk aus Italien importiert. Das Aperto ist der zweite Betrieb der beiden Geschäftspartner – ihr anderes Lokal ist die «Züri Bar» im Niederdorf. Jenen Betrieb haben sie vor einigen Jahren übernommen.

In beiden Betrieben ist das Motto «Italianità» – nebst italienischem Wein sind auch italienische Gerichte wie Bruschetta und Spuntini im Angebot. Enge Verbindungen zum Nachbarland haben Divella und die Angestellten auch persönlich, alle sind Italiener. Der 33-jährige Chef kommt ursprünglich aus Bari in Apulien.

Auch in diesem neuen Lokal fällt die Bilanz bis jetzt positiv aus. «Wir sind zufrieden», sagt Alessio Divella. Mit den Sommermonaten beginnt für den Betrieb die umsatzstärkste Saison, in dem die mit Abendsonne ausgestattete Terrasse voll zur Geltung kommt.

Das Neri wie auch das Aperto pflegen von Italien inspirierte Konzepte. Konkurrenzdenken ist an der Nordstrasse aber nicht zu spüren, im Gegenteil: Das Neri nimmt nur für Gruppen ab sechs Personen Reservationen entgegen. Wenn Gäste auf einen freien Tisch warten müssen, schickt Zachary Levy sie manchmal ins Aperto. «Wir arbeiten gut zusammen», sagt der Neri-Chef.

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