Auflösung des realen Dorfes – Die Städte entdecken den Gemeinsinn

«Das reale Dorf löst sich auf». Der Politologe Markus Freitag erforscht den sozialen Zusammenhalt der Schweiz. Sein Befund: Die Städte entdecken den Gemeinsinn, während die Dörfer anonymer werden.

Artikel im Tagesanzeiger vom 27.8.2014. Mit Markus Freitag sprach Beat Metzler.

Markus Freitag

Hier entsteht Gemeinschaft: Markus Freitag zwischen Urban-Gardening-Töpfen des Gleisgartens in Wipkingen.
Foto: Sabina Bobst
Der 46-jährige Markus Freitag ist Direktor des Instituts für Politikwissenschaft und Professor für politische Soziologie an der Uni Bern. Markus Freitag wuchs im Schwarzwald auf, vor 20 Jahren zog er in die Schweiz. Heute wohnt er mit seiner Familie in Zürich-Wipkingen

Früher hiess es: Auf dem Land sind die Menschen sozial aufgehoben, in den Städten leben Egoisten anonym. Sie schreiben in Ihrem neuen Buch, dies stimme nicht mehr. Warum?

Die Stadt holt auf. Es entstehen ständig neue Plattformen des sozialen Austausches, zum Beispiel Urban-Gardening-Initiativen oder selbstverwaltete genossenschaftliche Projekte. Zentral ist auch, dass junge Familien nicht mehr aufs Land ziehen, sondern in der Stadt bleiben. Eltern fürchten nicht mehr, dass Stadtkinder in einer Betonwüste aufwachsen. Stattdessen haben sie die guten Betreuungsangebote und kurzen Wege zu schätzen gelernt.

Was bedeutet das fürs Zusammenleben?

Familien sind ein wichtiger Motor des urbanen Gemeinsinns. Kinder bringen Eltern miteinander in Kontakt, die dann gemeinsam für Verbesserungen im Quartier kämpfen. Und Eltern helfen auch mal in den Vereinen ihrer Kinder aus, obwohl sie dort selber keine Mitglieder sind.

In den Dörfern dagegen leidet das Miteinander. Wieso?

Es gibt vier entscheidende Entwick­lungen. Erstens: Viele dörfliche Begegnungsstätten verschwinden. Post- und Bahnschalter, Läden oder Beizen schlies­sen, weil sie nicht mehr rentieren. Der Gemeinschaft wird so der Boden für Kontakte weggezogen. Zweitens: Die Frauen arbeiten häufiger. Früher schufen Hausfrauen informelle Netzwerke, indem sie sich beim Einkaufen oder bei Kinderaktivitäten trafen. Heute fehlt ihnen die Zeit dazu, das hinterlässt Lücken im Beziehungsgeflecht. Drittens: Das Internet beschleunigt den Niedergang ländlicher Gemeinschaften. Die Dörfer bieten nur ein beschränktes Angebot an sozialem Austausch: Sportvereine, Parteien, Musikvereine, Chöre. Wem dies nicht genügt, dem hilft das Internet. Online trifft man immer Gleichgesinnte. Virtuelle Beziehungen werden zunehmend nachbarschaftlichen Erkundungen vorgezogen. Weil die Welt zum virtuellen Dorf wird, löst sich das reale Dorf auf.

Ist diese Entwicklung nicht auch in Städten zu beobachten?

Schon, aber Städte bieten ein breiteres Angebot, um die Freizeit mit Gleich­gesinnten zu gestalten. Daher übt das Internet eine schwächere Anziehung aus.

Und was ist der vierte Grund für das schwindende Miteinander?

Die Stadtflüchtigen: Wer aufs Land zieht, möchte Ruhe geniessen, ein Haus im Grünen besitzen und das Gefühl haben, sein eigener Herr zu sein. Oft entscheiden Bodenpreise und Verkehrsanbindung, wo man sich niederlässt. Charakter und soziales Miteinander der Gemeinde zählen weniger. Um sich in dieser zu integrieren, müsste man einem Verein oder einer Partei beitreten. Davor schrecken viele Zuzüger zurück.

Wie sieht das Zusammenleben in den Agglomerationen aus?

Während die meisten Dörfer einen Charakter bewahrt haben, der auf Traditionen, alteingesessenen Familien oder einem Dorfkern beruht, fehlt Agglomerationsgemeinden eine solche Prägung. Sie unterliegen stetigem Wandel, das macht sie oft gesichts- und identitätslos. Eine geteilte Identität bildet aber die Grundlage, damit Gemeinsinn entstehen kann. Agglomerationen sind ein Zufluchtsort für Individualisten. Man bleibt dort meist unter Seinesgleichen oder allein, schlägt kaum Brücken in die Gemeinschaft.

Welchen Einfluss hat das Pendeln?

Pendeln beansprucht Zeit und Energie. Beides fehlt dann, um soziale Beziehungen zu pflegen. Pendler wünschen sich am Feierabend und am Wochenende vor allem Ruhe. Sie vermeiden es eher, noch einmal rauszugehen. Zu diesen Zeiten finden jedoch die entscheidenden sozialen Aktivitäten statt: Proben, Spiele, Vereinsabende.

Welche Architektur begünstigt Gemeinsamkeit? Sind Stadtquartiere oder lockere Dörfer besser?

Dienlich sind Einrichtungen, die gemeinsame Handlungen begünstigen: Clubräume, Plätze, Seniorenclubs, Läden, Cafés. Die Angebote müssen aber den Wünschen der Gemeinschaft entsprechen, sonst werden sie nicht genutzt. Mir fällt auf, dass in Zürich und Winterthur gerade viele Siedlungen entstehen, die solche Begegnungsorte mitplanen, zum Beispiel die Kalkbreite.

Lösen sich die sozialen Unterschiede zwischen Stadt und Land also auf?

Dörfliche Gemeinschaften haben nach wie vor einen engeren Zusammenhalt: in der Familie, unter Freunden, zwischen Nachbarn. Auch das gegenseitige Vertrauen ist auf dem Land noch aus­geprägter. Die Menschen dort erwarten eher, dass man ihnen hilft, weil sie selber zu helfen bereit sind. Solch dichte Netzwerke haben allerdings eine Kehrseite. Sie führen zu gegenseitiger Kontrolle oder zum Ausschluss von Menschen, die nicht dazugehören dürfen.

Geschieht das nun auch in Städten? Ist die Freiheit, die viele in der Stadt suchen, in Gefahr?

Kaum. Städtische Kontakte gestalten sich meist unverbindlicher und austauschbarer. Die Anonymität bleibt gewahrt, man kennt seine Nachbarn schlechter, allein schon, weil es so viele sind. Städter gewähren sich gegenseitig mehr Freiheiten, lassen sich tendenziell in Ruhe. Auf dem Land akzeptiert man eher, dass gewisse Verhaltensweisen sanktioniert werden.

Und städtische Initiativen wie Urban Gardening oder kollektive Wohnformen – führen sie nicht zu mehr Kontrolle?

Eher nicht. Nehmen wir das Urban Gardening. Es vermittelt nur ein schwaches Gefühl von Verpflichtung, obwohl die Pflege von Pflanzen auf Langfristigkeit angelegt ist. Der Ausstieg fällt nicht schwer. Vereine achten dagegen darauf, ihre Mitglieder zu halten. Ihnen beizutreten, ist einfacher, als sie wieder zu verlassen.

Dann lösen sich die städtischen Initiativen im Unverbindlichen auf?

Trotz ihrer Lockerheit können sie nachhaltig wirken. Vielleicht treffen sich zwei Menschen beim Gärtnern und verstehen sich bestens. Später verabreden sie sich privat, obwohl sie längst aufgehört ­haben mit dem Blumenpflanzen.

Wie sieht es allgemein in der Schweiz aus? Ist die Sorge berechtigt, dass der Individualismus die Gesellschaft zersetzt?

Solche Diagnosen sind weit verbreitet. Peter Bichsel klagte kürzlich: «Was einmal Öffentlichkeit hiess, verkommt zur Grill- und Partygesellschaft.» Auch die politischen Parteien haben das Thema entdeckt. Unsere Daten ergeben allerdings kein eindeutiges Bild. Sozialer Rückhalt und Vertrauen in die Mitmenschen sind auf hohem Niveau geblieben. Auch bezüglich der Freiwilligenarbeit hat sich nicht viel verändert. Die Schweiz gehört zu den zehn Ländern Europas mit dem stärksten Sozialkapital. Doch es gibt Anzeichen, dass der soziale Kitt poröser wird und an einigen Stellen abzubröckeln droht.

Welche Anzeichen?

Wenn man die wenigen Zahlen aus den 70er-Jahren mit heute vergleicht, zeigt sich ein Abwärtstrend. Gehörten damals rund 90 Prozent der Bevölkerung einem Verein an, beträgt dieser Anteil heute noch zwei Drittel. Zudem kämpfen viele Vereine gegen Überalterung. 1976 waren 44 Prozent aller Mitglieder jünger als 40, diese Zahl hat sich halbiert. Der Schwund betrifft vor allem politische und kirchliche Gruppen. Auch das Milizwesen darbt. Kleine Dörfer haben Mühe, ihre politischen Ämter zu besetzen.

Warum dieser Schwund?

Es gibt einen Drang zur Unverbindlichkeit. Viele müssen beruflich fast rund um die Uhr abrufbar sein, darum wollen sie sich in der Freizeit keine weiteren Verpflichtungen aufbürden. Man treibt Sport – aber für sich allein, ohne feste Termine. Die Menschen wünschen sich weithin spassiges Miteinander – nur ohne Vereinskorsett. Lieber geht man ins Internet. Dort ist man freier, kann sich ein- und ausklinken, wann man will.

Auch über die sozialen Medien bilden sich Gemeinschaften.

Internetgruppen können wirklich geteilte Lebenswelten nicht ersetzen. Wenn man mit Menschen aus Ohio oder Uppsala chattet, schafft dies keine Gemeinschaftlichkeit. Man verharrt in sicherer Entfernung, kann sich nie wirklich auf diese Menschen verlassen. Zudem trägt das Internet zur Segmentierung bei.

Inwiefern?

In Vereinen ist man mit Menschen konfrontiert, die anders sind, andere Einstellungen vertreten. Man lernt, ihre Perspektive zu übernehmen, mit ihnen zu diskutieren. Im Internet schliesst man sich meist nur jenen Menschen an, die ähnliche Interessen verfolgen. Dank der vielen sozialen Angebote läuft das in den Städten übrigens ähnlich: Man kann leicht unter Gleichgesinnten bleiben. Die Stadt ist Facebook light.

Auch Vereine basieren auf Einheitlichkeit. In ländlichen Schiessvereinen gibt es kaum Kommunisten.

Wer als Kommunist auf dem Land wohnt und gern schiesst, der muss dies in einem bürgerlich dominierten Schiessverein tun. Ihm bleibt schlicht keine andere Wahl. So führen gemeinsame Interessen unterschiedlich denkende Leute zusammen. Das stärkt die gegenseitige Toleranz.

Was können die Vereine gegen das Desinteresse der Jungen tun?

Sie müssen sich der digitalen Revolution stellen, Angebote für junge Menschen einrichten, mehr Mitsprache für Neumitglieder durchsetzen, die Machtstrukturen und Pflichten lockern.

Was wäre daran schlimm, wenn die meisten Vereine ausstürben?

Vereine gelten nicht umsonst als «Schulen der Demokratie». Sie lehren gemeinschaftliches Verhalten, ermöglichen politische Gespräche und bieten den Mitgliedern die Chance, ihren Anliegen Gehör zu verschaffen. Menschen, die sich in Vereinen engagieren, handeln auch sonst politischer.

Das Wort Verein hat einen konservativen Klang. Wie sieht das Sozialleben der Zukunft aus?

Die Menschen in der Schweiz werden weiterhin ein soziales Miteinander pflegen, wie es nur wenige Gesellschaften in Europa tun. Das Zusammenleben wird aber eher unverbindlich ablaufen, man bevorzugt zeitlich begrenzte Projekte. Die Städte bringen da Standortvorteile mit. Traditionelle Vereine müssen sich bewegen, wollen sie vorankommen.

 




Strassenstrich ist seit einem Jahr Geschichte – eine Wipkinger Bilanz

Am Montag 25. August 2014 jährt sich die Schliessung des Strassenstrichs am Sihlquai. Seit einem Jahr ist der Strichplatz Depotweg eröffnet. Zeit für eine Bilanz aus Wipkinger Sicht.

Wipkingen hatte insbesonders im Sommer 2010 besonders stark unter den Auswirkungen zu leiden. Damals kamen die Damen in Scharen mit ihren Freiern über den Dammsteg in die Vorgärten nach Wipkingen. Der Unrat blieb monatelang liegen.

Skepsis am Anfang

Nach der Schliessung vor einem Jahr blieb eine gewisse Skepsis zurück. Die Anwohner befürchteten, dass der Strassenstrich am Sihlquai in den warmen Sommermonaten wieder aufleben würde. Nun sind sie erleichtert, dass dem nicht so war.

Keine Klagen mehr

Es sind beim Quartierverein seit einem Jahr keine Klagen mehr eingegangen. Die Situation hat sich wie gehofft normalisiert. Auch rund um das EW Letten hat sich die Situation merklich entschärft, seit der wilde Parkplatz in unmittelbarer Textilfachschule aufgehoben wurde.

Verschiebung der Etablissements?

Anfangs 2014 wiesen einige Quartierbewohner darauf hin, dass vermehrt Baugesuche für die Eröffnung neuer oder die Legalisierung bereits bestehender Sexsalon im Bereiche Zschokkestrasse, Breitensteinstrasse aber auch im Kreis 6 an der Stampfenbachstrasse im Tagblatt publiziert wurden. Es wurde vermutet, dass sich die Prostitution nun vom Kreis 4/5 weg in die angrenzenden Wohnquartiere 10 und 6 verschieben würde. Diese Befürchtung hat sich nicht konkretisiert und es wurden keine neuen Baugesuche mehr publiziert.

Fazit

Die Eröffnung des Strichplatzes am Depotweg hat die Situation rund um den Sihlquai stark verbessert. Die angrenzenden Quartierbewohner spüren nichts mehr vom einstigen Problem. Das älteste Gewerbe ist bekanntlich nicht verboten und muss daher auch seinen Platz in der Gesellschaft haben – allerdings dort, wo alle damit gut leben können. Der Aufwand hat sich aus Sicht der WipkingerInnen gelohnt.

Dossier:

https://wipkingen.net/sihlquai-strassenstrich-ist-geschichte/

https://wipkingen.net/wipkingen-kampft-gegen-die-auswirkungen-des-strichplans/

 

 




Nächtlicher Baulärm Rosengartenstrasse länger als geplant

Ursprünglich war geplant, dass die Bauarbeiten bis Mitte Juni 2014 dauern würden. Zurzeit rechnet das Tiefbauamt jedoch mit zusätzlichen zehn Wochen Verzögerung auf das geplante Bauende.

Zehn Wochen länger als geplant

Der aktuelle Fertigstellungstermin ist der 19. September 2014. Für die Anwohnerinnen und Anwohner rund um das Gebiet Rosengarten- und Bucheggstrasse bedeutet dies weitere schlaflose Nächte.

270 Nächte ohne Schlaf

Seit Juni 2013 werden die Werkleitungsarbeiten an der Rosengartenstrasse in vier bis fünf Nachtschichten pro Woche ausgeführt. Tagsüber rollt der Verkehr und verursacht Lärm, nachts lärmen die Baumaschinen -während bereits mehr als 270 Nächten! leiden die Anwohner. Familien sind um vier Uhr morgens wach und die Kinder müssten am nächsten Morgen ausgeruht in die Schule.

Ruhe während der Leichtathletik EM

Während der Leichtathletik-EM ruhten die Bauarbeiten. Die Sportler und Betreuer aus 50 Nationen wurden über die Rosengartenstrasse vom Letzigrund in ihre Hotels transportiert – verständlicherweise wollte dann Zürich nicht als freundlichste Baustelle Europas beeindrucken. Ab 18. August bis zum 19. September ist es wieder vorbei mit der Nachtruhe.

Schlag ins Gesicht der Anwohner

Der kleine Unterbruch, der wegen der Leichtathletik-EM veranlasst wurde, ist ein Schlag ins Gesicht der vom Nachtlärm betroffenen Bevölkerung. Die Nachtbauarbeiten werden wegen einer Sportveranstaltung unterbrochen, nicht aber wegen der lärmgeplagten Bevölkerung, die seit mehr als einem Jahr unter dem Tag- und Nachtlärm leidet. Alle Beschwerden der Anwohner wurden bisher mit Begründung abgewiesen, es sei absolut notwendig nachts zu arbeiten, damit am Tag der Verkehr fliessen kann.

Wieso keine Sperrung am Tage

Es ist nicht nachvollziehbar, warum das Tiefbauamt der Stadt Zürich nie eine für die Anwohner verträgliche Lösung beziehungsweise Entschädigungen für die Betroffenen ins Auge gefasst hat. Bei einer solch langen Bauzeit und so vielen Nächten, ist es absolut unverständlich, dass die Lasten (Lärm, Gestank, Dreck) der Erneuerung der Werkleitungen – die notwendig sind – allein von den Anwohnerinnen und Anwohner zu tragen sind. Warum hat der Stadtrat nie ins Auge gefasst, die Strasse zeitweise tagsüber  für den Verkehr zu sperren und die Arbeiten dann auszuführen?

 

 




Kafi Duzis Sonntag 24. August 10 – 22 neu mit Brunch!

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Meh übers Duzis




Quartierwandel – Rundgang durch Wipkingen

Rundgang Wipkingen – Zwischen Tradition und Innovation. Nehmen Sie am Rundgang in ihrem Stadtquartier teil. Erfahren Sie vor Ort, wie sich das Quartier wandelt und entwickelt. Der Rundgang ist kostenlos, und die Platzzahl ist beschränkt.

Dienstag, 16. September, 18 – 20 Uhr; Treffpunkt: Sozialzentrum Hönggerstrasse, Hönggerstrasse 24

Wipkingen ist ein beliebtes und lebendiges Stadtquartier. Die Nähe zur Limmat, das GZ Wipkingen sowie der Röschibachplatz mit dem Restaurant Nordbrücke und dem tiefgelegten Bahnhof tragen ihren Teil dazu bei. Der engagierte Quartierverein Wipkingen wurde 1859 gegründet und führt jährlich diverse Veranstaltungen durch: Quartierfest, Räbeliechtliumzug, Flohmarkt, Zürcher Krimipreis, Weihnachtsmarkt usw. Nicht weit vom Bahnhof befindet sich das Sozialzentrum Hönggerstrasse und der «neue» Damm, ein historisches Quartierlokal von 1865, wo im Anschluss an den Rundgang ein Umtrunk auf Sie wartet.

Bitte melden Sie sich an: www.stadt-zuerich.ch/quartierwandel oder Telefon 044 412 6111.




Vision Röschibachplatz 2015 – der Film aus der Zukunft

So könnte das Leben auf dem Röschibachplatz ab 2015 aussehen. Unsere Vision!

 




Bald mehr Demokratie im öffentlichen Verkehr

In der Verkehrskonferenz der Stadt Zürich sollen neu Vertreter des Gemeinderats, der Quartiere und des Gewerbes Einsitz nehmen.

Artikel im Tagesanzeiger vom 30. Juli 2014, von Jürg Rohrer

Viele Leute in Zürich sind sauer bis wütend auf die Verkehrsbetriebe und den Verkehrsverbund. In Altstetten empört, dass die Tramlinie 2 zum Bahnhof geführt werden soll und nicht mehr über den Lindenplatz fährt. Bewohner in der Grünau/Am Wasser und des Hardturmquartiers sind erbost, weil die Linie 17 bald nur noch in Stosszeiten zum Hauptbahnhof fährt. Wipkingen hat seit der Eröffnung der Durchmesserlinie nur noch die S 24 am Bahnhof und den Halbstundentakt. Sie alle fühlen sich nicht ernst genommen, weil sie keine Möglichkeit zur Einflussnahme haben. Sie können sich nur mit Petitionen Gehör verschaffen, mit wirkungslosen Postulaten im Gemeinderat oder mit Buhs und anderen Unmutslauten an Quartierveranstaltungen. Eine weiche Form der Mitsprache sieht der Zürcher Verkehrsverbund mit den zwölf Regionalen Verkehrskonferenzen (RVK) vor, in denen die 171 Gemeinden des Kantons organisiert sind. In den RVK koordinieren die Gemeinden eines Gebiets – zum Beispiel Knonaueramt, Zimmerberg oder Limmattal – ihre Interessen im öffentlichen Verkehr, insbesondere in der Angebotsplanung. Die RVK dürfen Anträge zum Fahrplan stellen, haben aber keine Entscheidungsbefugnis und keine Rechtsmittel.

Die Regionale Verkehrskonferenz Zürich ist ein Sonderfall, da sie nur aus einer Gemeinde besteht und somit nur ein stimmberechtigtes Mitglied hat: VBZ-Direktor Guido Schoch. Die übrigen Mitglieder nehmen beratend teil. Sie vertreten die anderen Transportunternehmen und benachbarte Verkehrskonferenzen, den ZVV, Zürich Tourismus, den Flug­hafen und weitere Gremien.

Zuerst bockte der Stadtrat

Der VBZ-Direktor als einzige Stimme der Stadt Zürich – das ist den Gemeinderätinnen Simone Brander (SP) und Ann-Catherine Nabholz (GLP) aufgestossen. Mit einer Motion, eingereicht im Februar 2013, verlangen sie eine Verordnung für eine demokratische Mitsprache in der RVK Zürich, sprich den Einbezug der ÖV-Benutzer, des Gemeinderats und der Quartiervereine bei der Fahrplangestaltung. Doch der Stadtrat wollte nicht, machte rechtliche und organisatorische Gründe geltend: Die Organisation sei zweckmässig und effizient und habe sich «über viele Jahre bestens bewährt». Er war nur bereit, die Organisation unverbindlich zu überprüfen, und wurde dabei von den Bürgerlichen im Gemeinderat unterstützt. Doch die Mehrheit aus SP, Grünen und Grünliberalen überwies die Motion.

Jetzt liegt das Resultat vor: Keine Verordnung, die vom Gemeinderat beschlossen werden müsste, sondern ein Reglement, das der Stadtrat erlässt. Die RVK Zürich soll künftig aus neun stimmberechtigten Mitgliedern bestehen: der Vorsteher der Industriellen Betriebe (Stadtrat), ein Vertreter des Bereichs Mobilität und Verkehr im Tiefbauamt, fünf Mitglieder des Gemeinderats und je eine Vertretung der Quartier- und der Gewerbevereine. Beratend anwesend sind die anderen Transportunternehmen, die benachbarten Verkehrskonferenzen und weitere interessierte Kreise.

Wie alle anderen Verkehrskonferenzen kann auch diejenige der Stadt Zürich Begehren im Fahrplanverfahren stellen. Weiter muss sie Begehren aus der Bevölkerung behandeln und dazu Stellung nehmen sowie Stellungnahmen von Interessengruppen aktiv einfordern. Der Stadtrat betont aber, dass für die Angebotsplanung weiterhin die Transport­unternehmen zuständig sind – in Zürich zur Hauptsache VBZ und SBB – und dass die Verkehrskonferenz keine Planungsarbeiten auslösen kann. Die Kosten der neuen Organisation seien gering, da sich die Verkehrskonferenz nur ein- oder zweimal pro Jahr trifft und die Mitglieder bloss ein Sitzungsgeld erhalten.

Der Stadtrat meint, sein Reglement erfülle den Auftrag der Motion für die Demokratisierung der Verkehrskonferenz «weitestgehend». Weil er sein Reglement selber beschliessen kann, könnte es bereits im Fahrplanverfahren 2016–2017 wirksam werden. Gemeinderätin Simone Brander ist zufrieden, dass so schnell ein Vorschlag auf dem Tisch liegt, und hofft, dass die Organisation die Arbeit bald aufnehmen kann. Ann-Catherine Nabholz findet den Vorschlag des Stadtrats gut, «ein Schritt in Richtung Mitbestimmung oder zumindest mehr Transparenz im Fahrplanverfahren». Ob der Vorschlag des Stadtrats die Motion erfüllt oder nicht, wird der Gemeinderat nach den Sommerferien entscheiden.

 




Aufbruch in Zürichs gemütlichstem Quartier

Wipkingen blüht auf – doch die S-Bahn hält nur noch jede halbe Stunde.Zürich Wipkingen ist lebendiger denn je. Es wird gebaut, kleine Läden eröffnen. Die Anwohner verstehen daher nicht, warum «ihr» Bahnhof ins Abseits gestellt wurde. Kürzlich reichten sie eine Petition für einen Viertelstundentakt der S-Bahn ein.

Artikel in der NZZ vom 2. August 2014, von Katja Baigger

Während der Schulferien ist halb Zürich auf Reisen. Davon profitieren die Daheimgebliebenen: Die Stadt leert sich, und in den Badanstalten hat man Platz wie sonst nie. An einem lauen Sommerabend lohnen sich ein Besuch im Kastenbad Unterer Letten und anschliessend ein Spaziergang durch Wipkingen; Neuentdeckungen sind einem gewiss. Etwa die noch junge Bar «Am Damm für Dich». In der ehemaligen Quartierbeiz an der Hönggerstrasse nippen Anwohner nach dem «Schwumm» in der Limmat an einem Pimm’s. Sie sitzen inmitten von Pflanzenkästen – man entspricht auch in dem improvisierten Café dem Urban-Gardening-Trend.

Erschwingliche Mieten

Dass die Betreiber des beliebten «Kafi für Dich» vis-à-vis der Bäckeranlage im Kreis 4 gerade an diesem Standort eine Filiale aufmachten, zeigt die Begehrtheit und die Aufbruchsstimmung im Quartier. «Die Möglichkeiten dieses erschwinglichen Freiraums und die Nähe zur Limmat haben uns angezogen», sagt «Damm für Dich»-Mitbetreiber Michel Häberli. Glücklicherweise sei die einstige Beiz «Damm» nicht von finanziell gutgestellten Gastronomen übernommen worden. Was wohl dereinst aus dem «Löwen» gegenüber wird? Noch ist dort alles beim Alten; man spielt Darts.

Im gehobenen Restaurant Tizziani, das sich trotz der versteckten Lage seit einigen Jahren halten kann, treffen unterdessen die ersten Gäste ein. Geht man an der Hönggerstrasse einige hundert Meter weiter, gelangt man, vorbei an einer Wohnhaus-Baustelle, zum zwischen Rosengartenstrasse und Hardbrücke unwirtlich gelegenen Wipkingerplatz mit Einkaufszentrum. Diese «Hässlichkeit» reizt Carolina Dankow und Marina Olsen. Vor zwei Jahren sind die beiden Mittdreissigerinnen mit ihrer Galerie für zeitgenössische Kunst, Karma International, in die Räumlichkeiten eines früheren Autoverleihs eingezogen. Der Standort sei interessant, sagt Dankow. «Wir befinden uns in unmittelbarer Nähe der am meisten gentrifizierten Gebiete der Stadt, dennoch ist hier Niemandsland.» Man sei geografisch zwar nahe an der kunstaffinen Szene im Löwenbräuareal, habe aber viele Freiheiten. Etwa solche finanzieller Art: Am Kiosk kostet der Kaffee nur 1 Franken 50. «Wo gibt es das noch?», fragt Dankow rhetorisch.

Umbau des Röschibachplatzes

Szenenwechsel: Eine ältere Frau liegt im Gebiet Lägern- und Rütschistrasse auf dem Balkon und schreit, ihr gehe es nicht gut. Es dauert keine Minute, schon stehen Dutzende von Nachbarn, die meisten sind um die 30 Jahre alt, auf ihren Balkonen, halten ihre Handys griffbereit, einige rennen auf die Strasse hinaus: «Wir kommen!» Man alarmiert den Hausmeister. Einer der jungen Männer bleibt unterhalb des Balkons der älteren Bewohnerin und spricht tröstend mit ihr. Dann trifft der Hausmeister ein. Man trägt die Frau vom Balkon hinein. Ende gut, alles gut, kein Krankenwagen muss ausrücken.

Etwas scheint in Wipkingen anders zu laufen. Anders als in den urbaneren Kreisen 3, 4 und 5. Das Viertel zwischen Limmat und Bucheggplatz ist zwar städtisch, die Uhren ticken jedoch langsamer – und es ist weniger anonym. Man fühlt sich aufgehoben in dieser fast schon dörflichen Gemeinschaft. Das bestätigt Beni Weder, Präsident des Quartiervereins Wipkingen (QVW). «Das gemeinsame Kämpfen für ein Ziel hat in Wipkingen Tradition und schweisst zusammen.»

Der Ursprung dieses Quartiergeists reicht weit zurück. Die Anwohner hatten sich jahrelang für einen Bahnhof eingesetzt, den sie 1932 mit der Elektrifizierung der Eisenbahn auch erhielten. Heute wehrt man sich wieder für ebendiesen Bahnhof, an dem seit Mitte Juni zwei Drittel weniger Züge halten. Das Bahnhofreisebüro ist täglich geöffnet – es wird von Privaten betrieben. Die Toilette wird durch den QVW erneuert. In den 1970er Jahren hatte man sich gegen den Verkehr an der Rosengartenstrasse gewehrt. Heute arbeiten Stadt und Kanton an einer Tunnel- oder Tram-Lösung.

Ermöglicht hat der QVW zudem vergnügliche Dinge wie das Landenbergfest, das Open Air Wipkingen und den von einem Verein betriebenen «Garte über de Gleis», der Ende Mai eröffnete. Gewiss, man geht mit der Zeit. Das verleiht dem Quartier aber auch einen persönlichen, gemütlichen Touch. Der QVW erreichte bei der Stadt die Verkehrsberuhigung am Röschibachplatz. Aus Anlass des WM-Finals fand dort etwa ein Public Viewing statt, dies anstelle des jährlich durchgeführten Open-Air-Kinos. Ab August wird der Röschibachplatz zur Piazzetta umgestaltet. Auf einem waagrechten Abschnitt kann anschliessend Boule gespielt werden. Der neue «Boulevard» ist voraussichtlich im Dezember fertig. Dann gilt in der Strasse ein Einbahnregime mit 20 Kilometern pro Stunde.

Der Röschibachplatz bildet bereits das pulsierende Zentrum. Das sei auch den umtriebigen Betreibern des Restaurants Nordbrücke zu verdanken, sagt Weder. Seit der Neueröffnung 2008 ist die einstige «Chnelle» ein Anziehungspunkt. Mit der Umgestaltung des Röschibachplatzes erhält das dazugehörige Boulevard-Café noch mehr Platz, was viele Neugierige anlocken wird. Deren Zunahme spürt bereits die Goldschmiedin Corinne Jeisy. Im Juni ist sie mit ihrer Werkstatt vom Röschibachplatz in ein grösseres Ladenlokal an der Rotbuchstrasse gezogen. Nun befindet sie sich zwischen einem Blumenladen, einem Designmöbelgeschäft und einem unabhängigen Kiosk mit gut sortierter Zeitschriften-Auswahl. Diese Läden können sich halten, auch wegen der erschwinglichen Mieten, wie Jeisy erklärt. Dies ist mit ein Grund, weshalb die Bevölkerungszahl wieder angestiegen ist, und sie wird weiter ansteigen; es herrscht rege Bautätigkeit. Anstelle der Personalhäuser des Waidspitals entsteht eine neue Siedlung mit 70 Genossenschaftswohnungen. Derweil errichtet die Baugenossenschaft Denzlerstrasse an der Breitensteinstrasse Mehrfamilienhäuser.

Stadtrat will sich einsetzen

«Gerade jetzt, wo das Quartier wieder neu erblüht, wird seine Anbindung an das S-Bahn-Netz und damit an den Hauptbahnhof schlechter», klagt Weder. Seit der Eröffnung eines Teils der Durchmesserlinie Mitte Juni halten statt sechs Zügen pro Stunde nur noch zwei am Bahnhof Wipkingen. Anstelle der Linien S 2, S 8 und S 14 verkehrt neu nur noch die S 24 über Wipkingen – sehr zum Ärger des QVW. Kürzlich hat er die Petition für einen Viertelstundentakt ab Bahnhof Wipkingen an Stadtrat Andres Türler übergeben. 6384 Personen haben unterschrieben. Sie verlangen ab Dezember 2015 eine zusätzliche S-Bahn-Verbindung, so dass das Quartier wieder über einen Viertelstundentakt verfügt. Die Stadt verspricht eine Antwort innert sechs Monaten. Weder rekapituliert die Petitionsübergabe: Türler habe dort erklärt, der QVW renne offene Türen ein; der Stadtrat wolle sich weiterhin für den Bahnhof Wipkingen einsetzen. Anlässlich der Vernehmlassung der neuen Tarife des Zürcher Verkehrsverbundes (ZVV) habe der Stadtrat dem ZVV mitgeteilt, man verstehe es nicht, dass die Tarife innerstädtisch erhöht, die Leistungen aber abgebaut würden. Schliesslich gehörte Wipkingen zu den 50 wichtigsten Bahnhöfen des Kantons, Jung und Alt nutzen die S-Bahn.

Für jede Generation wird etwas geboten. Im kürzlich renovierten Café Letten ist viel Italienisch zu hören. Bauarbeiter trinken Kaffee, Senioren betrachten die Fotos an den Wänden – Dokumente der Quartiergeschichte. Gegenüber behauptet sich seit über einem Jahr ein Sorbetto-Glaceladen. Bei schönem Wetter sitzen Eisliebhaber davor, unter ihnen viele Kinder. Die benachbarte Metzgerei hat sich mit einer Döner-Bude zusammengetan, und das einst indische Restaurant «Ravi’s» heisst jetzt «Ceylon Island». Ein junges tamilisches Paar bietet nun frische Küche aus ihrem Herkunftsland an. «Dieser Stadtteil lebt», sagt Beni Weder. Dass weniger S-Bahnen haltmachen, leuchtet ihm daher nicht ein. «Ich verstehe nur Bahnhof.»

 

 




Neugestaltung Röschibachplatz Baustart am 4. August erfolgt

Am Montag 4. August 2014 starteten die Bauarbeiten zur Neugestaltung des Röschibachplatz. Sie dauern rund vier Monate. Bereits während den Arbeiten wird das Einbahnregime wieder eingeführt. Der Weihnachtsmarkt am 29. November soll auf dem neuen Platz stattfinden können.

Artikel vom 6.6.2014 im ZüriNord von Pia Meier

Bei verschiedenen Workshops mit Quartiervertretern und dem städtischen Tiefbauamt wurde in den vergangenen Jahren gemeinsam eine Neugestaltung dieses für Wipkingen zentralen Platzes erarbeitet. Ziel ist es, einen Platz zu schaffen, der besser für Quartieranlässe genutzt werden kann. Der Röschibachplatz soll ein Quartierzentrum, das heisst ein Ort mit hoher Aufenthaltsqualität, werden. Zu diesem Zweck soll der Platz mit Netstaler Mergel gestaltet werden und die Bäume sollen im Süden und im Norden gruppiert werden. Zudem ist auf dem Platz eine ebene Fläche für Pétanque oder Boccia geplant. Weiter sollen zusätzliche Bänke hingestellt werden, so zum Beispiel Rundbänke um die Bäume, und der Brunnen soll nach Norden verschoben werden.

Mehr Platz

Weiter wird auf der Röschibachstrasse ab Nordstrasse Richtung Kreuzung Röschibach- und Dammstrasse Einbahnverkehr eingeführt. Dieses Einbahnregime galt provisorisch während der Bauarbeiten an der Nordbrücke, wurde dann aber wieder aufgehoben. Gegen dieses Einbahnregime wehrten sich Gewerbetreibende im Quartier und bürgerliche Parteien. Dank dieser Massnahme kann das Trottoir vor dem Restaurant Nordbrücke auf fünf Meter verbreitert werden. So erhält die Boulevardgastronomie mehr Platz. Im Gegenzug wird die Röschibachstrasse verschmälert. Es wird eine Begegnungszone mit Tempo 20 signalisiert. Während der ganzen Bauzeit ist die Durchfahrt von der Nordstrasse in Richtung Dammstrasse im Einbahnregime möglich, wie das Tiefbauamt der Stadt Zürich mitteilt.

Plattform für den Dialog

«Zürich Nord» sprach mit Beni Weder, Präsident Quartierverein Wipkingen.

Diese Woche wurde mit der Umgestaltung des Röschibachplatzes begonnen. Ein langjähriges Anliegen der Wipkinger wird damit erfüllt. Ein Höhepunkt in der Geschichte des Quartiervereins Wipkingen?
Es ist eher ein Höhepunkt in der Geschichte Wipkingens. Der Quartierverein hat nur dazu beigetragen, dass das Mitwirkungsverfahren vom Tiefbauamt der Stadt Zürich durchgeführt wurde. Das ist ja auch die edle Aufgabe eines Quartiervereins: Er schafft Plattformen für den Dialog.

Ursprünglich war von weitergehenden Erneuerungen die Rede, wie zum Beispiel von einer Begradigung des Platzes. Sind Sie trotzdem zufrieden, oder werden Sie in Zukunft von der Stadt weitere Massnahmen verlangen?
Die Begradigung war eine Idee zu Beginn des Projekts. Es hat sich im Verlauf des Mitwirkungsverfahrens jedoch herausgestellt, dass dies baulich nicht umzusetzen war. Wir erhalten jedoch am südlichen Ende des neuen Platzes eine kleinere ebene Fläche, sodass dort auch Pétanque gespielt werden kann. Wir sind damit sehr zufrieden.

Gewerbler wehrten sich gegen das Einbahnregime. Ist das Einvernehmen des Quartiervereins mit dem Wipkinger Gewerbe deshalb gestört?
Nein, ganz sicher nicht. Einige Gewerbler haben sich auch im Mitwirkungsverfahren beteiligt und unterstützen das Projekt vorbehaltslos. Wir wissen, dass die neu geschaffene Begegnungszone unseren Dorfplatz aufwerten wird und dadurch auch das Gewerbe sehr profitieren wird.

Wie war die Zusammenarbeit mit der Stadt/dem Tiefbauamt?
Die Zusammenarbeit war höchst angenehm und fruchtbar für beide. Am Schluss sind es immer Menschen, die ein gutes Projekt ermöglichen. Besonderen Dank gilt Christine Kerlen für die Platzgestaltung, Rolf Kaspar für die Projektleitung, Roman Dellsperger für die Moderation und Marco Simeon für die jetzt beginnende Realisierung.

Plant der Quartierverein ein öffentliches Eröffnungsfest, und wenn ja, wann soll dieses stattfinden?
Da die Bauarbeiten rund vier Monate in Anspruch nehmen, ist es nicht sicher, ob alle Deckbeläge vor dem Winter eingebaut werden können. Wir hoffen aber, dass der Weihnachtsmarkt am 29. November bereits ein erster grosser Test für den neuen Platz sein darf. Vorgesehen ist ein Markt, der die gesamte Begegnungszone umfassen wird. Sicher werden wir aber im Frühling oder Sommer eine Feier veranstalten.

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Anwohnerinformation Roeschibachplatz (PDF)…

4. August 2014

6. August 2014




Public Viewing Fussball Finale 2014 auf dem Röschibachplatz – das Video

Wir feiern zusammen ein Fussballfest auf unserem Dorfplatz. Fussball verbindet. Video online:
The making of the public viewing: 
“You have to follow your own dreams” feat. Libero an Joceline.




Isolde Schaad – «Schreiben ist mein Element» seit 1979 in Wipkingen

Die Zürcher Schriftstellerin Isolde Schaad aus Wipkingen, ins Bild gesetzt von der Fotografin Ayse Javas.

Der Frühling hatte es in sich. Im März ist Isolde Schaads neuester Erzählband mit dem Titel «Am Äquator» erschienen, an der Leipziger Buchmesse stellte sie das Buch bereits einem internationalen Publikum vor, dann, ebenfalls im März, wurde sie für ihr literarisches und publizistisches Werk mit der Goldenen Ehrenmedaille des Kantons Zürich ausgezeichnet, und eben erst, Anfang Juni, hat sie ihr Buch an den Solothurner Literaturtagen präsentiert. Isolde Schaad ist Schriftstellerin aus Leidenschaft. Schreiben ist ihr Element. Oder wie sie es sagt: «Schreiben ist mein Medium, ich geniesse es, mit Sprache Bilder und eine ganze Welt zu erschaffen.»

Rund um den Bauch

Schreiben ist aber für Isolde Schaad auch knochenharte Arbeit. Schreiben ist ein Metier, es ist keine «l’art pour l’art». Mit dem Schreiben will sie den Dingen auf den Grund gehen. Zuerst ist da eine Idee, ein Stoff, der sie interessiert. Dann sammelt sie Material dazu, sie recherchiert in der Literatur, im Internet und sie forscht dort, wo das Leben stattfindet. Ausgangspunkt ihres aktuellen Buches «Am Äquator» war die Restauration des Bildes «Die Wahrheit» von Ferdinand Hodler im Kunsthaus. Auf dem Bauch auf einem rollenden Holzgerüst liegend wurde das darunterliegende Bild, das eine ausgemergelte, nackte junge Frau zeigt, von der Restauratorin von Schmutz und Staub befreit. Da lag also Bauch auf Bauch, das ergab die Inspiration zur Geschichte «Erhöhte Temperatur», in der ein älterer frustrierter Restaurator sich in einen Mädchenakt verguckt. Von da an sah Isolde Schaad überall Bäuche, im Schwimmbad fielen ihr besonders die Neun-Monatsbäuche der Schwangeren auf. Die Augenjagd hatte begonnen und so entwickelte sich das Thema Bauch weiter, auch geografisch: Ihr Erzählband trug nun den Untertitel «Die Ausweitung der Gürtellinie in unerforschte Gebiete».

Ist das Material beisammen, wird es gesichtet und ausgewählt. Isolde Schaad: «Der Auswahlprozess ist vergleichbar mit einer Skulptur, die man aus einem Marmorblock Schicht um Schicht herausarbeitet.» Danach legt sie das Material beiseite und schreibt sich frei. Erst am Schluss folgt das Dessert des ganzen Schreibprozesses: die Feinarbeit am Text.

Ein Oeuvre aus 30 Jahren

1984 ist ihr erstes Buch «Knowhow am Kilimandscharo» erschienen, mit dem sie vor allem in der Schweizer Entwicklungshilfeszene für Aufruhr sorgte, weil sie deren Arbeit in Ostafrika mit viel Sprachwitz und genauer Beobachtung kritisch unter die Lupe nahm. Die Literaturkritik war von ihrem Buch sehr angetan. Damit war für Isolde Schaad klar: sie wählte den unbequemen, wirtschaftlich risikoreichen Weg einer freien Schriftstellerin. Bis heute hat sie es nicht bereut. Ihr Oeuvre ist umfangreich (einzig aus Platzgründen empfehlen wir am Schluss des Artikels nur drei ihrer Bücher), die Liste der Auszeichnungen ebenso.

Ein Ort für Literatur in Wipkingen

Isolde Schaad, 1944 in Schaffhausen geboren, lebt seit 1967 in der Stadt Zürich und seit 1979 in Wipkingen, wo sie in der selbst verwalteten Wohnbaugenossenschaft Neuland, die sie mitbegründet hat, mit 15 weiteren Genossenschaftern und Genossenschafterinnen und deren Nachwuchs wohnt. «Diese Wohnform ist ideal für freie Kulturschaffende, Intellektuelle und selbständige Gewerbler, also für Leute mit kleinem Einkommen,» sagt sie. Die Wohnungen seien bezahlbar, sie richteten sich nach der Kostenmiete: «Wir entscheiden unseren Mietzins selber. Allerdings muss man in dieser Wohnform tolerant und sozial sein: Wir haben in unserer Genossenschaft viele Konflikte erfolgreich bewältigt.» An Wipkingen gefällt ihr die zentrale und urbane Lage, die Nähe zur Bahn und vor allem die Nähe zur Limmat. Im Sommer locken die beiden Badis Oberer und Unterer Letten, in der sich das Thema Bauch und weiterer Stoff für den Erzählband herauskristallisierte, im Winter war es früher die Buchhandlung «Am Rand» in der Nähe des Röschibachplatzes. Leider sei die Buchhandlung aber geschlossen worden. Wenn sie denn einen Wunsch offen hätte, so Isolde Schaad, würde sie sich eine Buchhandlung am neu gestalteten Röschibachplatz wünschen – ein Ort für Literatur in Wipkingen.

Literaturtipps:

 

  • Isolde Schaad, Am Äquator. Die Ausweitung der Gürtellinie in unerforschte Gebiete, Erzählungen, Limmat Verlag, Zürich 2014. Geschichten, die direkt in den Bauch gehen. Lustvoll, humorvoll und tiefgründig erzählt
  • Anlässlich des 70. Geburtstags von Isolde Schaad am 9. Oktober 2014 verlegt der Limmat Verlag ihren Roman «Robinson und Julia» als Hörbuch. Gelesen wird die Hörbuchfassung vom österreichischen Schauspieler Wolfram Berger. Schon heute ist sicher: es wird ein Genuss pur!
  • Isolde Schaad, Die Zürcher Constipation. Texte aus der extremen Mitte des Wohlstands, Limmat Verlag, Zürich 1986. Die besten Geschichten zu und über Zürich – immer wieder gerne gelesen.
  • Für Anfragen, Lesungen, etc wenden Sie sich bitte an den Limmat Verlag: Tel. 044 445 80 80 oder www.limmatverlag.ch/.