Wipkingen und Höngg verlieren Quartierbus

Die Buslinie 71 wird am 14. Dezember eingestellt. Sie hat die verordnete Quote von zehn Fahrgästen pro Kurs nicht erreicht. Den Fahrgästen rechts der Limmat stinkts.

Bericht aus dem Tagesanzeiger vom 28.11.2008
Von Carmen Roshard

Am 14. Dezember ist Schluss mit Bus. Die Linie 71 wird eingestellt. «Die Fahrgastzahlen der Quartierbuslinie haben sich leider nicht erwartungsgemäss entwickelt. Wir empfehlen Ihnen die Benützung der Tramlinien 4 und 13», schreiben die VBZ in einer Mitteilung an allen Haltestellen der Kleinbuslinie 71. Der Quartierbus fährt seit 1999 vom Escher-Wyss-Platz in den Kreis 9 nach Tüffenwies. weiter lesen..

Auch der Quartierverein hat sich für den Bus eingesetzt.

Geschichte

Dem 71er droht das definitiveEnde

Während zweier Jahre fuhr der Bus Nr. 71 probeweise von der Tüffenwies zum Bahnhof Hardbrücke. Genutzt wurde er wenig -zu wenig für einen Dauerbetrieb.

Von Roger Suter, Züri Nord vom 13. Dezember 2007

Ein Hilferuf der SP 10 schallte kürzlich durchs Quartier und einen Teil des dortigen Blätterwaldes: «Sie entscheiden über die Zukunft der Linie 71», steht auf dem Parteiflyer.. Angesprochen sind die Quartierbewohner unterhalb der Tramlinie 13 und ge¬meint ist der Quartierbus, der seit 11. Dezember 2005 zwischen Tüffenwies und Bahnhof Hardbrücke verkehrt und so die an der Limmat gelegenen Häuser an sieben S-Bahn-Linien anschliesst. Und die Höngger und Wipkinger scheinen sich entschieden zu haben: nämlich gegen den Bus. «Die Fahrgastzahlen schliessen einen wirtschaftlichen Weiterbetrieb aus», so Armin Huber, Leiter Marktmanagement bei den VBZ. Wirtschaftlich bedeutet in Zahlen, dass 10 Personen je Fahrt zusteigen sollten. Definiert hat sie der Zürcher Verkehrsverbund, der das VBZ-Netz mitfinanziert und das Angebot der Nachfrage anpassen muss.

«Der Betrieb eines Kleinbusses kostet die VBZ rund eine halbe Million Franken im Jahr», rechnet Huber vor. Der 71er braucht für die einfache Strecke 13 Minuten, für den Rückweg noch einmal so lange. Um während der Stosszeiten einen einigermassen attraktiven 20-Minuten-Takt einhalten zu können, muss jeweils ein zweites Fahrzeug eingesetzt werden – mit den entsprechenden Kosten. Für den sonst üblichen Halbstundenturnus reichte eines.

Dennoch ergaben die Fahrgastzählungen in den vergangenen zwei Jahren im Schnitt lediglich 4,2 Zusteigende pro Fahrt – trotz reger Wohnbautätigkeit im Einzugsgebiet entlang der Limmat und S-Bahn-Anbindung, welche vorübergehend 6,9 Passagiere hervorbrachte.

Selbst Effort genügt nicht mehr

Er bedaure den nun absehbaren Wegfall der Linie 71 per Fahrplanwechsel 2008, versichert Huber. «Bislang war die Witiker Linie 60 der einzige Quartierbus, welchen wir einstellen mussten», beteuert er. «Andere, wie der ebenfalls verlängerte 38er, sind Erfolgsgeschichten.» Auch der Quartierverein Wipkingen, der 2005 noch mit einer Umfrage ermittelte, wie die Linie 71 attraktiver werden könnte, hat inzwischen resigniert. «Offenbar ist das Angebot nicht gewünscht», so Präsident Bernhard Weder. Einzig die SP 10 kämpft tapfer weiter für den kleinen Bus. Und sie suggeriert, dass er mit einem Effort im Dezember noch zu retten wäre. Doch um innerhalb weniger Wochen den Durchschnitt von 4 auf 10 Passagiere zu erhöhen, würden wohl nicht einmal volle – und grössere – Busse reichen.

27. November 2005: Der 71er fährt neu bis zum S-Bahnhof Hardbrücke

busvbz

Die Busse der Linie 71 (Tüffenwies – Escher Wyss Platz) waren in den letzten Jahren leider schlecht besetzt. Doch statt die Linie einfach stillzulegen haben die VBZ zusammen mit dem Quartierverein nach einer neuen Lösung gesucht. Eine Umfrage unter den Anwohnern des 71ers im März zeigte klar: Gewünscht ist eine Anbindung an eine S-Bahnstation. Dieser Wunsch geht auf den Fahrplanwechsel vom 11. Dezember hin in Erfüllung. Ab dann rollen die Busse des 71ers bis zum S-Bahnhof Hardbrücke. Von dort bestehen beste Anschlüsse zum Hauptbahnhof/Bahnhof Stadelhofen und Richtung Öerlikon und Flughafen. Die Verlängerung des 71ers ist ein Testbetrieb für die nächsten drei Jahre. Steigen die Fahrgastzahlen in dieser Zeit nicht genügend an, wird der Verkehrsverbund mit grösster Wahrscheinlichkeit verlangen, dass die VBZ die Linie einstellen. Benutzen Sie deshalb den verlängerten 71er für Ihre Fahrt zur Arbeit, zum Einkaufen oder einen Besuch im GZ (Station Breitensteinstrasse)!