Unser Bahnhöfli wächst über sich hinaus
Der Wipkinger Bahnhof bekommt ein Stockwerk mehr. Im Frühling 2012 beginnen die Umbauarbeiten und im November 2012 sollen sie abgeschlossen sein.
Im Jahre 1932 wurde der lang ersehnte Bahnhof Wipkingen eröffnet. Immer wieder vom Abriss bedroht, hat er eine bewegte Geschichte hinter sich. Heute ist unser Bahnhöfli, zusammen mit dem benachbarten Restaurant Nordbrücke, als identitätsstiftendes Element von Wipkingen nicht mehr wegzudenken. Nun soll er bald ein Stockwerk mehr bekommen.
Perspektive von der Nordbrücke: nach dem Umbau wird der Bahnhof ca. so hoch wie das Nordbrüggli sein.
Ausserdem erhält der Bahnhof nun den lang ersehnten (ZKB-) Bankomat sowie ein zusätzliches Ladenlokal. Der Vorplatz wird dem samstäglichen Gemüsemarkt zur Verfügung stehen, der bis jetzt den Aussenbereich des Nordbrüggli am Röschibachplatz in Anspruch nahm.
Geschichte
Im Jahre 1932 wurde der lang ersehnte Bahnhof Wipkingen eröffnet. Immer wieder vom Abriss bedroht, hat er eine bewegte Geschichte hinter sich. Heute ist unser Bahnhöfli, zusammen mit dem benachbarten Restaurant Nordbrücke, als identitätsstiftendes Element von Wipkingen nicht mehr wegzudenken. Nun soll er bald ein Stockwerk mehr bekommen.
Lange haben die Wipkinger für ihren Bahnhof gekämpft
Als 1856 die neue Eisenbahnstrecke von Zürich nach Winterthur eröffnet wurde, war Wipkingen noch ein Bauerndörfchen, das ca. 800 Einwohner zählte. Lange wälzten sich die Dampflokomotiven mitten durchs Quartier – vom HB ohne Halt bis Oerlikon. Von Beginn an kämpften die Gemeinde und später auch der 1859 gegründete Quartierverein (damals noch «Gemeinnützige Gesellschaft Wipkingen GGW») für einen Bahnhof in Wipkingen. Erst 70 Jahre später ging der lang gehegte Wunsch in Erfüllung. Mit einer Unterschriftensammlung im Jahre 1925 kam die Sache endlich ins Rollen. Sieben Jahre später hatten die Wipkinger ihren Bahnhof. Und der war von Beginn an ein Kassenschlager. Mitten in einem klassischen Arbeiterquartier gelegen, erlang er für den Berufsverkehr sofort grosse Bedeutung. 1938 lag der Wipkinger Bahnhof von über 700 SBB-Bahnhöfen beim Verkauf von Streckenabonnementen auf Platz 3 (hinter Zürich HB und Winterthur).
Ein architektonisch seltenes Exemplar
Auch kunstgeschichtlich ist der Bahnhof interessant. Er gilt als ein seltener Vertreter des «Neuen Bauens» in der Bahnarchitektur. Elemente dieses architektonischen Stils findet man im SBB-Netz sonst nur noch an den Bahnhöfen Wädenswil und Flüelen. Typische Merkmale dieser modernen Bauweise, wie man sie am Wipkinger Bahnhof findet, sind u.a. der kubusförmige Bau, die ornamentlosen, glatten Flächen der Fassaden, das liegende Format der Fenster sowie die asymmetrische Nordfassade.
25 Jahre «tote Hose»
Trotz seiner Besonderheit und seiner Bedeutung fürs Quartier währte das Glück nicht allzu lange.
1972 wurde der Bahnhof von der SBB zur «unbedienten Haltestelle» degradiert, was er bis 1997 blieb. Die 1993 ins Leben gerufene IG Bahnhof Wipkingen schaffte es schliesslich, den Bahnhof wieder zu beleben. Mit der Gründung und dem Einzug der Firma Bahnhofreisebüro Wipkingen werden seit 1997 wieder Billette, Abos und Reisen verkauft.
Und wieder droht der Abriss
Wiederum dauerte der Frieden nicht lange. 2002 wurde das Bahnhofsgebäude sowie das Restaurant Nordbrücke aus dem Inventar der kunst- und kulturhistorischen Schutzobjekte entlassen und vom Verwaltungsgericht zum Abriss freigegeben. Gegen massiven Widerstand der Quartierbevölkerung planten die SBB zusammen mit der Stadt ein «modernes Quartierzentrum» sowie den Bau eines massiven Hochhauses anstelle von Restaurant und Bahnhofsgebäude.
Der Bahnhof ist gerettet und wird sogar grösser
Doch zum Glück kam alles anders. Die Hochhaus-Pläne verliefen im Sande. 2010 erwarb schliesslich Urs Räbsamen, schon damals Besitzer des «Nordbrüggli », den Wipkinger Bahnhof. Dieser nimmt nun den «sanften» Umbau des Gebäudes in Angriff.
Zwar steht es heute nicht mehr unter Denkmalschutz und könnte somit beliebig verändert werden. Der neue Bauherr ergänzt den Bahnhof jedoch lediglich um ein Stockwerk. Der alte Stil soll dabei weitestgehend erhalten bleiben (siehe auch Titelfoto).
Die beiden oberen Stockwerke werden als Wohnraum zur Verfügung stehen. Die beiden unteren Etagen sollen für das Quartier sinnvoll genutzt werden können. Zu hoffen ist, dass das von der Schliessung bedrohte Reisebüro noch zu retten ist. Ausserdem erhält der Bahnhof nun den lang ersehnten (ZKB-) Bankomat sowie ein zusätzliches Ladenlokal. Der Vorplatz wird dem samstäglichen Gemüsemarkt zur Verfügung stehen, der bis jetzt den Aussenbereich des Nordbrüggli am Röschibachplatz in Anspruch nahm.