Geplantes Schulprovisorium auf der Lettenwiese sorgt für Ärger

Auf einem Teil der Lettenwiese in Wipkingen soll in den nächsten fünf Jahren ein Schulprovisorium stehen. Wipkinger bedauerten anlässlich einer  Informationsveranstaltung der Stadt diese Lösung. Sie bezweifelten, dass es keine Alternative gibt.

Artikel im Züri Nord von Pia Meier 28.08.2019 

Die Bauprofile auf der Lettenwiese sind unübersehbar. Der Gemeinderat hat den Kredit von 6,9 Millionen Franken bereits gesprochen. So fühlten sich einige Anwesende bei der Informationsveranstaltung der Stadt im zukünftigen Schulhaus Wasserwerk-strasse 119 vor vollendete Tatsachen gestellt. Die anwesenden Vertreter von Immobilien Zürich und Amt für Hochbauten machten ihnen nicht viel Hoffnung, dass sich noch etwas ändert an den Plänen, auf der Lettenwiese für fünf Jahre ein grösseres Schulprovisorium aufzustellen. «Es gibt keine andere Lösung», wurde betont. Man habe im Quartier intensiv gesucht, aber keine Alternative gefunden. Zudem habe man eine konzentrierte Lösung für alle provisorischen Bauten gewünscht. Die Lettenwiese – eine Fussball- und Spielwiese – bleibt zwar teilweise gebrauchsfähig, da die Schulprovisorien direkt neben dem Hartplatz aufgestellt werden. Trotzdem sieht es Quartiervereinspräsident Beni Weder als Verlust von Grünraum. «Dieser ist wichtig, wenn die Stadt immer mehr verdichtet wird.»

Luftbild (C) 2019 Marlon Thomann

Geärgert habe ihn auch, dass Immobilien Zürich nicht vorher informierte und die Bevölkerung mitwirken liess. Vielleicht hätte man dann eine andere Lösung gefunden. Er wies auf die leere Kirche Wipkingen hin. Marc Huber von der Kommunikation Immobilien Zürich sah es anders: «Es besteht keine Pflicht für eine Mitwirkung bei Provisorien.» Zudem hätte dies zu lange gedauert. Er wies auch darauf hin, dass die Baugenossenschaft des Eidgenössischen Personals BEP frühzeitig mit einbezogen worden sei. Dass die Bebauung der Wiese sensibel sei, sei ihnen bewusst gewesen.

Rückbau nicht garantiert

Einige Anwesende bezweifelten auch, dass das Provisorium wieder abgebrochen und der Status quo hergestellt wird. Die Vertreter der Stadt machten keine definitive Zusage, dass dies der Fall sei. Es sei nicht möglich, die zukünftigen Schülerzahlen zum jetzigen Zeitpunkt abzuschätzen.

Kommentar von Pia Meier

Bei der Informationsveranstaltung zur Lettenwiese besiegelten Beni Weder, Präsident Quartierverein Wipkingen, und der Vertreter vom Amt für Hochbauten es per Handschlag. Das Quartier soll in Zukunft frühzeitig informiert werden, wenn es um Projekte wie auf der Lettenwiese geht. Denn auch wenn in diesem Fall keine Bäume gefällt werden müssen, reagiert die Bevölkerung auf Verlust von Grünraum äusserst sensibel. In der Stadt Zürich wird massiv verdichtet. Trotz intensivemWohnungsbau ist der Leerwohnungsbestand gemäss neuesten Zahlen auf ein noch tieferes Niveau gesunken. Die Stadt ist beliebt, vor allem auch bei Familien. Die Schülerzahlen steigen nicht nur in den grossen Verdichtungsgebieten Zürich Nord und Altstetten, sondern auch in Quartieren wie Wipkingen stark. Dass es nicht einfach ist für Immobilien Zürich in einem bereits dicht bebauten Quartier wie Wipkingen mehr Schulraum zuschaffen, ist nachvollziehbar. Doch die Schulraumplanung der Stadt ist seit Jahren ein Thema. An einigen Orten gibt es zu wenig Schulraum. Die Stadt versucht, die Situation mit Einmietungen in Siedlungen oder Provisorien zuentschärfen. Die meisten Bürgerinnen und Bürger haben Verständnis für unkonventionelle beziehungsweise innovative Lösungen wie etwa eine Schule in einem Bürohaus. Dass Grünraum verloren geht, akzeptieren sie aber nicht ohne Erklärung. Denn dieser ist in einer verdichteten Stadt besonders wichtig. Er bedeutet Lebensqualität. Wenn zwei so sensible Aspekte wie Ausbildung unserer Kinder und Grünraum sich gegenseitig ausschliessen, sorgt dies zu Recht für Kritik. Und dann ist Kommunikation mit der Bevölkerung alles, um ihr Verständnis zu gewinnen.