Fussgängerstreifen Rosengartenstrasse stösst auf Kritik
An Zürichs meistbefahrener Transitachse hat es neuerdings zwei gefährliche Fussgängerstreifen, die es eigentlich gar nicht braucht.
Artikel im Tagi vom 28.9.2015 von Ev Manz
Seit Jahrzehnten fordern die Quartierbewohner von Wipkingen Fussgängerstreifen über die Rosengartenstrasse. Sie sollen die beiden Wohngebiete entlang der Transitachse mit täglich 54 000 Fahrzeugen verbinden. Die ehemalige Stadträtin Ruth Genner (Grüne) hat sich während ihrer Amtszeit immer wieder dafür starkgemacht, Regierungsrat Ernst Stocker (SVP) und das Amt für Verkehr klemmten. Zu gefährlich, ihr Fazit.
Nun hat das Quartier zwei neue Streifen erhalten – jedoch an einem anderen Ort als gewünscht. Sie wurden im Zuge der Sanierung parallel zur Rosengartenstrasse angebracht und liegen in den Einmündungen in die Nordstrasse. Zumindest jener beim Schulhaus Nordstrasse birgt ein grosses Gefahrenpotenzial. Wartet ein Bus an der Haltestelle, verdeckt er den abbiegenden Automobilisten die Sicht auf Streifen und Fussgänger.
Schule nicht informiert
Christian Gerber, Schulleiter des Schulhauses Nordstrasse, war denn auch ziemlich überrascht, als er zum Schuljahresbeginn den neuen Streifen sah. «Ich war darüber überhaupt nicht informiert worden», sagt er. Schüler, die auf der Wiese ennet der Strasse spielten, würden dazu verleitet, den unübersichtlichen Übergang zu benützen. Dagegen tun kann er nicht viel. Ihm bleibt einzig, in einem Informationsschreiben auf die Neuerung und ihre Gefährlichkeit hinzuweisen.
Kommt dazu, dass sich die Notwendigkeit der Streifen auf den ersten Blick nicht erschliesst. An dieser Stelle existieren seit Jahren zwei sichere Querungen für Fussgänger. Einerseits gibt es eine Unterführung, die verhältnismässig hell ist und rege genutzt wird. Andererseits gibt es rund sechzig Meter stadteinwärts einen Streifen mit Lichtsignalanlage.
Die neuen Fussgängerstreifen seien «eine sinnvolle oberirdische Ergänzung» zur Unterführung, die das Tiefbauamt der Stadt Zürich aus Rücksicht auf ältere und gehbehinderte Personen umgesetzt habe, heisst es vonseiten der Dienstabteilung Verkehr. Für Schüler sei der Übergang aber laut Stadt nicht vorgesehen. Dass der Streifen durchaus gefährlich sei, wenn der Bus warte, räumt die Stadtpolizei ein. Pressesprecher Heiko Ciceri sagt: «Dann ist die Sichtweite auf den südlichen Warteraum nicht optimal.» Wichtig sei, dass die Fussgänger in solchen Situationen den Übergang mit der nötigen Sicherheit überquerten. Obwohl es bisher noch zu keinem Unfall gekommen ist, gibt sich die Stadt handlungsbereit. Ein zusätzliches Signal auf der Mittelinsel, das auf den Standort eines Fussgängerstreifens hinweist, werde zur Verbesserung führen. Es sei zudem zu prüfen, inwiefern die Möglichkeit bestehe, die Haltestelle um wenige Meter Richtung Hardbrücke zu verschieben.
Trennende Wirkung verringern
Erstaunlich ist, wie die Stadt die neuen Streifen begründet: Die Fussgängerstreifen seien auf Wunsch der Bevölkerung realisiert worden, um die trennende Wirkung der Rosengartenstrasse für das Quartier zu verringern. Darüber muss Beni Weder, Präsident des Quartiervereins, schmunzeln. «Diesen Wunsch haben wir noch immer, denn der längst geforderte Streifen über die Rosengartenstrasse, die zentrale Verbindung, fehlt noch.» Die beiden jetzt realisierten Übergänge hätten diese ergänzt, zusätzlich war ein Lichtsignal vorgesehen. Dass das fehlende Stück je realisiert wird, bezweifelt Weder.
Foto: Thomas Egli