Verkehr

Existenz Bahnhofreisebüro Wipkingen gefährdet – SBB kündigt Vertrag mit Stationshaltern

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“SBB fokussiert sich auf eigene Vertriebskanäle” – so lautet der Titel der Pressemitteilung. Für Stationshalter und Stationshalterinnen bedeutet das im Klartext, dass sie spätestens Ende 2017 ihre bedienten Bahnhöfe schliessen und die MitarbeiterInnen entlassen müssen.

Trotz schlechterer Vertragsbedingungen seitens der SBB verkauft das Bahnhofreisebüro Wipkingen seit Jahren im Bahnhof Wipkingen auf Provisionsbasis Billette und stellt Abos aus. Dazu erteilt es aber immer auch unentgeltlich Auskünfte, stellt komplizierte Reisen kostenlos zusammen (und ohne eine internationale Auftragspauschale zu erheben!) und erklärt immer wieder den SwissPass – Service Public halt. Nun hat es die Quittung erhalten: Diese Dienstleistung ist nicht mehr erwünscht. Digitalisierung eben!

Service Public – eigentlich lieber Immobilien AG

Unverständlich ist die Argumentation der SBB, dass neuerdings der Service Public auch kostentragend sein soll. Die SBB als privatwirtschaftliche AG handelt immer mehr wie ein Unternehmen, dass sich vermehrt auf die rentablen Zweige konzentriert, zum Beispiel wenn sie Immoblien an äusserst attraktiven innerstädtischen Lagen (z.B: Europaalle, Altstetten, Oerlikon) entwickelt. Mit Shoppingcentern und attraktiven Liegenschaften  ist dort natürlich viel mehr Geld zu verdienen. Die Züge sind wohl nur noch dafür da, möglichst viele Leute in die SBB eigenen Shoppingmalls zu transportieren.

Beratung auch ein Geschäft

Mit der Beratung für den Service Public, behauptet die SBB, verdient man nichts mehr. Dabei vergisst sie allerdings ihren ersten Auftrag, nämlich den Personentransport. Das dafür auch Beratung notwendig ist, scheinen die “Exceltabellenmanger” der SBB auszublenden – oder noch besser: Es lässt sich mit der kostenintensiven 0900-er Beratungshotline zusätzliches Geld verdienen: “SBB fokussiert sich auf eigene Vertriebskanäle” so lautet daher der scheinheilige Text in der Medienmitteilung.

Keine Konkurrenz

Andere privatwirtschaftliche Unternehmen haben allerdings schon lange begriffen, dass kompetente und kostenlose Beratung die Kundenzufriedenheit massiv  steigert und dass man damit sogar Kunden gewinnen kann. Beispiele dafür sind die sich im Markt konkurrenzierenden Telecomunternehmen wie Swisscom, Sunrise, Salt, Cablecom und andere. Die SBB steht als Monopolist allerdings nicht im Wettbewerb. Umso unverständlicher ist es, dass sie so handeln darf und sich niemand aus der Politik daran stört.

Quartierverein tief betroffen

Der Quartierverein ist tief betroffen. Als einer der grossen Aktionäre der Bahnhofreisebüro Wipkingen AG (11 % Aktienkapital) war und wird es immer ein Ziel bleiben, den Bahnhof Wipkingen als bedienten Bahnhof weiter führen zu können. Mit der nun angekündigten Vertragskündigung gehen in Wipkingen vier Stellen verloren. Das werden wir uns nicht kampflos bieten lassen!

Online Petiton:

http://stationshalter-ade.ch/

Auch der VCS hat eine Petition gestartet:

http://www.verkehrsclub.ch/unsere-themen/petition-serviceabbau/

3 Kommentare zu “Existenz Bahnhofreisebüro Wipkingen gefährdet – SBB kündigt Vertrag mit Stationshaltern”

  1. Fihelgandticle schrieb am:
    16. Januar 2017 um 03:00 Uhr

    Ich bin Mitglied der Quartierverein Wipkingen. Ich finde sehr schade, wenn der Bahnhof Wipkingen endgültig Schliessen müsste, nur weil die Manager der SBB mehr Boni verdienen müssen. Die SBB hat schon sehr viele Service abgeschafft.
    Ich finde die Service am Bahnhof Wipkingen besser als an andere Bahnhof. Diese Bahnhof biete einfach sehr gute Service wie z.B.: DB-Agentur, Bücher zum mitnehmen und Bringen, Reiseangebote.

  2. Buri Hannibal schrieb am:
    25. September 2016 um 16:28 Uhr

    Würde dieses Angebot vermissen.

  3. Noel schrieb am:
    13. September 2016 um 11:57 Uhr

    Es gibt eine Petition des VSC gegen den geplanten Abbau:
    http://www.verkehrsclub.ch/unsere-themen/petition-serviceabbau/

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