Marktbummel auf dem Röschi für Langschläfer

Ab Dienstag findet auf dem Röschibachplatz in Zürich Wipkingen ein wöchentlicher Abendmarkt statt

Abendmärkte mit Lebensmitteln gibt es in der Stadt künftig deren drei. Das ist wenig, denn die Nachfrage in der Bevölkerung ist vorhanden. Doch nicht alle Marktfahrer haben die Ressourcen, um ihre Produkte auch abends anzubieten.

Artikel in der NZZ vom Samstag 12. januar 2019 von Linda Koponen

Nicht nur Marktfahrer müssen morgens früh aufstehen. Das Gleiche gilt auch für ihre Kundschaft. Den Wecker eigens für das Einkaufen früher zu stellen, ist aber nicht jedermanns Sache. Die Stadtzürcher Marktverordnung erlaubt längere Öffnungszeiten gemäss der Stadtpolizei zwar schon länger, Abendmärkte sind aber bis dato eine Seltenheit. Von den neun Lebensmittelmärkten auf dem Stadtgebiet finden derzeit laut der Stadtpolizei lediglich zwei zu später Stunde statt. Nun kommt der Markt in Wipkingen dazu: Ab dem 15. Januar werden auf dem Röschibachplatz dienstags zwischen 16 und 20 Uhr frische Lebensmittel und Blumen angeboten.

Kaufverhalten hat sich geändert

Die Idee für den zusätzlichen Markt sei vonseiten der Marktfahrer entstanden, sagt Beni Weder, Präsident des Quartiervereins Wipkingen. Mit den abendlichen Betriebszeiten wollten sie eine neue Kundschaft ansprechen.«Das Kaufverhalten und die Bedürfnisse der Leute haben sich auch in Bezug auf die Öffnungszeiten geändert», so Weder. Das zeige auch eine Umfrage des Quartiervereins: Von den 146 Teilnehmern hätten sich 90 Prozent für einen Abendmarkt ausgesprochen.

Die Gefahr, dass sich der Wipkinger Markt wegen der ausgedehnten Verkaufszeiten von einem Produzenten- in einen Händlermarkt verwandelt, ist laut Weder unbegründet. Die meisten Marktfahrer, würden eigene Produkte verkaufen. Vier der sechs bisherigen Standbetreiber werden ihre Waren neu auch abends anbieten. Zu kaufen gibt es neben Obst und Gemüse auch Fleisch, Blumen sowie italienische und griechische Spezialitäten. Gesucht werden derzeit noch Verkäufer von Fisch und Käse.

Eine Frage der Kapazität

Zwei weitere Abendmärkte gibt es gemäss Angaben der Stadtpolizei auf dem Schwamendinger- und dem Tessinerplatz. Letzterer existiert bereits seit 2010. Mit dem Angebot hat der Quartierverein Enge positive Erfahrungen gesammelt. «Sowohl die Anwohner als auch die Marktfahrer schätzen die langen Öffnungszeiten von 10 Uhr 30 bis 18 Uhr 30», sagt Marktchefin Petra Isenberg.

Auch Michael Gujer, Präsident der Vereinigung der Marktfahrer von Zürich (VMZ), sieht in Abendmärkten eine willkommene Ergänzung zu den traditionellen Märkten wie etwa jenen auf dem Bürkliplatz oder in Oerlikon. «Die In-itiative des Quartiervereins Wipkingen, einen Feierabendmarkt ins Leben zu rufen, ist begrüssenswert», sagt Gujer. Es gebe ein wachsendes Bedürfnis in der Bevölkerung, Frischprodukte aus der Region möglichst beim Produzenten kaufen zu können.

Den einzigen Haken sieht er in der Frage der personellen Ressourcen: Laut Gujer verkaufen drei Viertel der Marktfahrer in der Stadt Zürich Eigenprodukte. «Für den Betrieb von Feierabendmärkten haben diese in der Regel keine Kapazität frei», sagt er.

Laut Nicole Andermatt, der Mediensprecherin der Stadtpolizei Zürich, sind denn auch keine Pläne für weitere Abendmärkte bekannt. «Da es sich bei den Anbietern grösstenteils um Eigenproduzenten handelt, können sie nicht ohne weiteres einen ganzen Tag pro Woche auf dem Markt verbringen», sagt auch sie. Abendmärkte seien aber grundsätzlich auf allen Marktplätzen möglich. Die Verkaufszeiten müssten jeweils pro Einzelfall bewilligt werden.