Bauprojekte an der Burgstrasse sorgen für Unruhe – Entwarnung?

An der Burgstrasse in Wipkingen stehen ein paar Bauprojekte an. Mehrere Häuser an der Burgstrasse in Wipkingen sollen umfassend saniert werden. Mieter sorgen sich um ihre Zukunft.

Artikel im ZüriNord vom 2.10.2014 von Pia Meier

An der Burgstrasse stehen einige ältere Häuser aus dem 19. Jahrhundert. Einige sind sanft renoviert worden, andere werden abgerissen. So zum Beispiel die Liegenschaft an der Burgstrasse 1. Auch beim Restaurant Löwen auf der anderen Strassenseite gibt es gemäss Ausschreibung im «Tagblatt» Änderungen. Nun ist den Mietern der denkmalgeschützten Liegenschaft Burgstrasse 18 gekündigt worden. Dies sorgt für Unruhe an der sonst ruhigen Strasse. Mieter in anderen Liegenschaften machen sich Sorgen, dass sie ebenfalls die Kündigung erhalten (siehe Bericht auf Seite 3).

Dem ist allerdings nicht so. Urs Räbsamen hat die Liegenschaften Burgstrasse 14, 16 und 18 erworben. Wie seine Verwaltung mitteilt – Räbsamen weilt zurzeit im Ausland – lege man viel Wert auf eine offene Kommunikation. Den Mietern in der Liegenschaft Burgstrasse 18 sei gekündigt worden, weil diese in einem baulich desolaten Zustand sei. Man biete aber den Mietern Unterstützung bei der Suche nach einer neuen Bleibe. «Es besteht keine Zeitachse für die anderen Liegenschaften, das heisst, das Zeitfenster für Bauprojekte ist zurzeit völlig offen.» Es könne noch Jahre dauern.

Wohnungen statt Gewerberäume?

Die Burgstrasse in Wipkingen ist eine schmale Strasse mit vorwiegend älteren Häusern. Einige wurden in den Jahren zwischen 1861 und 1890 erstellt. Verschiedene von ihnen stehen unter Denkmalschutz, denn sie sind Zeugen des alten Dorfkerns von Wipkingen. Wer etwas näher hinschaut, entdeckt neben Blumen zahlreiche kleine Schmuckstücke und Accessoires bei den Häusern und in den Gärten. Trotzdem, die Burgstrasse ist keine verschlafene Gegend. Hier wird nicht nur gewohnt, sondern auch gearbeitet. Neben den alten Häusern sind an der Burgstrasse neuere zu sehen.

Die Erneuerung der Liegenschaften entlang dieser Strasse wird auch in naher Zukunft weitergehen. So ist auf der Seite der Gleise, an der Burgstrasse 1, ein Ersatzneubau geplant. Gemäss Ausschreibung sind dort eine Umnutzung von Gewerbe zu Wohnen und ein Wohnatelier im Erdgeschoss vorgesehen. Auch aus der Liegenschaft mit dem Restaurant Löwen auf der anderen Strassenseite müssen die Mieter ausziehen. Dies ist auf Frühjahr 2015 geplant, weil dort Appartements geplant sind.

Wohnungen und Werkstatt

Dass die Burgstrasse ein schöner Wohnort ist, haben auch andere Eigentümer von Liegenschaften gesehen. So sind an der Burgstrasse 14, 16 und 18 gemäss Bewohnern grössere Sanierungen vorgesehen. «Die drei Liegenschaften wurden im 2013 von einem neuen Käufer übernommen », erzählt Rita Kurer. Sie wohnt bereits seit 31 Jahren im Haus Nr. 14. «Die Wohnung ist wunderbar. Sie ist zwar alt, aber hell und charmant.» Sie sei auch nicht feucht. Ihr Mann und sie hätten vieles selber gemacht wie zum Beispiel den Boden. Die Räume seien zwar klein, aber 1997 habe der frühere Besitzer der Liegenschaft einiges neu gemacht, wie zum Beispiel WC, Küche, Dusche und Fenster. Ein Bijou ist die Terrasse. Die Waschküche teilen sich die Mieter der drei Liegenschaften.

Ihr Mann Steve Bingham betreibt die gut laufende Werkstatt im Erdgeschoss der Liegenschaft. Dort repariert er vor allem Vespas. «Im Erdgeschoss war immer eine Werkstatt», betont Kurer. Nun soll dort ein Atelier entstehen, wie sie gehört habe. Von Mietern in der Liegenschaft nebenan, das heisst von Nr. 18, hat Kurer erfahren, dass ihnen gekündigt worden sei. Von Nachbarn hat sie vernommen, dass Grösseres wie zum Beispiel eine Aufstockung der Liegenschaften geplant sei. Sie befürchtet deshalb, dass auch sie die Kündigung erhält, und bemängelt die Informationspolitik des Eigentümers.

Kommentar von Pia Meier -Nicht modernisieren um jeden Preis

Könnten Sie sich vorstellen, in einem Haus zu wohnen, in dem die WCs im Treppenhaus sind und die Dusche in der Küche? Viele Stadtzürcher könnten sich heute nicht mehr mit einer solchen Situation abfinden. Doch es gibt Menschen, die damit keine Probleme haben und sich in diesen Häusern wohlfühlen. Ihnen ist der günstige Mietzins wichtiger als der Komfort. Die Burgstrasse in Wipkingen ist ein Bijou. Wer durch die schmale Strasse flaniert, entdeckt zumindest auf der einen Seite zahlreiche von den Bewohnern liebevoll gepflegte Blumen, Schnitzereien und anderes. Eine besondere Augenweide ist das geschichtsträchtige Chalet Schwyzergüetli.

Denkmalschutz

Nicht überraschend steht es zusammen mit seinen Nachbarliegenschaften unter Denkmalschutz. Der Stadtrat hat die drei Wohnhäuser unter Schutz gestellt, weil er sie als wichtige Zeugen des Wachstums von Wipkingen vom Dorf zum Stadtquartier sieht.Dieses Wachstum war vor allem durch Handwerker- und Arbeiterfamilien geprägt. Zudem seien die Häuser ortsbildprägend. In diesen Häusern wohnen seit Jahrzehnten dieselben Menschen. Sie fühlen sich dort wohl. Einige haben sich ihr persönliches kleines Paradies eingerichtet. Zudem wird die Kombination von Wohnen und Arbeiten in derselben Liegenschaft geschätzt.

Menschen

Wer immer an der Burgstrasse Baupläne hegt, darf nicht nur die Modernisierung der Liegenschaften in Betracht ziehen, sondern muss auch an die dort wohnenden Menschen denken.