Bahnhof Wipkingen ausgepackt

Die Aussensanierung ist abgeschlossen.

Aus dem ursprünglich geplanten zarten Grünton ist nichts geworden.

Erste Kommentare: “Die Kombination Creme und Oliv erinnert mich an ein Schulhaus aus den fünfziger Jahren”, “Gefällt mir – besonders auf die geplante Bäckerei freue ich mich”, “Endlich ein Bankomat”, “Farbe ist wohl Geschmackssache”.

Interview mit Urs und Jonas Räbsamen

Der Reiz, aus Altem etwas Schönes zu machen Zum Umbau des Bahnhofs Wipkingen – Die Waidblick-Redaktion im Gespräch mit Jonas und Urs Räbsamen Herr Urs Räbsamen,

Sie haben 2010 den Bahnhof Wipkingen gekauft, welcher nun saniert und umgebaut wird. Warum haben Sie sich entschieden, dieses Gebäude zu kaufen?

U.R.: Der Bahnhof ist eine schöne Liegenschaft und ich habe es sehr bedauert, dass er zusammen mit dem Nordbrüggli abgerissen und ein Hochhaus an deren Stelle gebaut werden sollte. Gerade solch alte Gebäude bieten oft viel Potential, etwas Schönes daraus zu machen. Das hat einen besonderen Reiz.

Herr Jonas Räbsamen, Sie leiten das Projekt und realisieren den Umbau des Bahnhofs. Welche Veränderungen wird es dabei geben?

J.R.: Das Gebäude bekommt ein zusätzliches Stockwerk. Das Dach wird das gleiche sein wie jetzt, aber mit Dachfenstern und einer Solaranlage für Warmwasser. Das Reisebüro in der unteren Etage erhält einen Raum mehr und damit auch eine Erweiterung der Fensterfront. An der Südseite wird es zwei Balkone geben.

Der Bahnhof Wipkingen war seit jeher ein sehr umstrittenes Gebäude. Lange stand er unter Denkmalschutz, dann war er vom Abriss bedroht. Heute ist das Gebäude aus dem Inventar der kunst- und kulturhistorischen Schutzobjekte entlassen. Trotzdem nehmen Sie keine grossen Veränderungen vor.

J.R.: Das Bahnhofsgebäude ist eine interessante Liegenschaft. Die architektonischen Besonderheiten sollen beim Umbau erhalten bleiben. So konnten wir auch besorgte Denkmalpfl eger beruhigen.

Und was erwartet uns im Inneren des Gebäudes?

J.R.: Die Grundrisse der Wohnungen bleiben vorerst gleich. Es wird zwei 4-Zimmer-Wohnungen und unterm Dach eine 3-Zimmer-Maisonette-Wohnung geben. Das Reisebüro bleibt in der unteren Etage. Ausserdem erhält das Haus einen ZKBBancomat und einen zusätzlichen Laden.

Seit kurzer Zeit wohnen Sie nun selbst im Bahnhofsgebäude und werden das auch während und nach dem Umbau tun. Wie gefällt es Ihnen in Wipkingen?

J.R.: Ich wohne gerne hier. Ich schätze die zentrale Lage und die Nähe zum Kreis 5, dem «Ausgehquartier». Und man spürt den Quartiergeist in Wipkingen. Hier ist was los. Auf dem Röschibachplatz sind immer Leute unterwegs. Das gefällt mir.

Und welche Bedeutung hat Ihrer Meinung nach der Bahnhof fürs Quartier?

J.R.: Ich denke, der Bahnhof wertet zusammen mit dem Nordbrüggli das Zentrum des Quartiers erheblich auf. Ein weiterer Laden und der Bancomat im Bahnhofsgebäude werden zusätzlich zur Belebung des Platzes beitragen.

Urs Räbsamen, was ist für Sie die Motivation, solch alte Objekte zu sanieren – neben dem Reiz, etwas Schönes daraus zu machen?

U.R.: Zum einen das Geschäft natürlich. Zum anderen ist das für mich so etwas wie ein Familienprojekt. Die Sanierung des Nordbrüggli habe ich damals zusammen mit meinen beiden Töchtern umgesetzt, von denen eine nun Architektur studiert. Mein Sohn, der Bauingenieurwesen studiert, übernimmt jetzt das «Projekt Bahnhof». Das fördert den Familiensinn und ich kann mein Wissen weitergeben an die jüngere Generation.

Also werden Sie weiterhin alte Gebäude erwerben und «sanft» sanieren?

U.R.: Heute wird es durch die explodierenden Preise immer schwieriger, entsprechende Objekte zu fi nden. Die Spekulation macht viel kaputt. Wie werden also zukünftige Projekte aussehen?

J.R.: Man muss einfach flexibel bleiben. Ursprünglich waren wir ja ein reines Ingenieurbüro und so werden wir wahrscheinlich auch zukünftig wieder mehr Fremdaufträge annehmen.

U.R.: Ja, man kann ja auch so sein Wissen weitergeben. Das ist das Schöne am Bau. Wenn man lange genug dabei ist, sieht man, wie die Dinge älter werden. Nach 20 – 30 Jahren müssen die Gebäude wieder saniert werden und man fängt wieder von vorne an. Aber man schafft auch einen bleibenden Wert. Man kann etwas gestalten, das man dann auch sieht. Das ist das Schöne an unserem Job.

Und wir werden bald die Neugestaltung unseres Bahnhofs zu Gesicht bekommen. Denken Sie, die Wünsche der Quartierbevölkerung werden mit Ihrem Bahnhofsprojekt erfüllt?

U.R.: Ich denke, den Bahnhof auf diese Weise zu sanieren und umzubauen ist sicher die optimierte Variante fürs Quartier, im Gegensatz zum Hochhausprojekt. Die Bevölkerung resp. der Quartierverein Wipkingen hat sich sehr dafür eingesetzt, dass wir den Bahnhof bekommen. Nun wollen wir auch etwas zurückgeben, so dass das Quartier etwas Schönes bekommt. Interview aus dem Waidblick März 2012