Alterheim Trotte: Redimensioniertes Projekt bewilligt

Gegen das vom  Stadtrat um ein Stockwerk reduzierte Bauprojekt des Altersheim Trotte sind keine Einsprachen mehr eingegangen. Die Baubewilligung ist definitiv.

Zentraler Streitpunkt war die Gebäudehöhe. Die Stadt fand, die beiden Gebäude-Ecken zur Trottenstrasse hin, die sich optisch nicht vom Rest des Gebäudes abheben, sollten als Dachaufbau gelten. Dieser Argumentation folgten weder Baurekurs- noch Verwaltungsgericht. Die Stadt verzichtete auf einen Weiterzug ans Bundesgericht. Nach der Überarbeitung verringerte sich die Zahl der Betten geringfügig von 95 auf 93. Der wirtschaftliche Betrieb sei aber nach wie vor gewährleistet, teilt das Hochbaudepartement mit. Die Baubewilligung wurde im Herbst 2014 erteilt. Dieses Jahr kann definitiv mit dem Bau begonnen werden. Der Bezug ist frühestens Ende 2018 möglich.

 




Schmuck ist Vertrauenssache: Ein Besuch bei Corinne Jeisy

Die Goldschmiedin und Schmuckdesignerin Corinne Jeisy wohnt mit ihrer Familie in Wipkingen und führt seit sieben Jahren im Quartier einen schmucken Laden mit Atelier. WipInfo besuchte sie in ihrem Lokal.

Artikel aus dem WipInfo 1 – 2015 von Patrik Maillard

Wenn Corinne Jeisy von ihrem Werdegang erzählt wird schnell klar, dass sich die Leidenschaft für ihren Beruf wie ein roter Faden durch ihr Leben zieht. Nach einem Welschlandjahr schnupperte die junge Frau zwei Mal am gleichen Ort, bis die damals 17-Jährige die begehrte Lehrstelle schliesslich bekam. Nach Abschluss der Ausbildung folgte eine Lehr – und Wanderzeit, zuerst ein Jahr lang in Zug, danach 4,5 Jahre im Elsass. Dann zog es sie ins Edelmetallverarbeitungs-Mekka Pforzheim, wo sie an der Hochschule für Gestaltung eine Designerausbildung absolvierte.

Zurück in der Schweiz arbeitete Corinne Jeisy als Goldschmiedin und unterrichtete zudem sechs Jahre lang an der Berufsschule und später an der Zürcher Hochschule der Künste (ZHDK). 2007 machte sich Corinne Jeisy selbständig, lehrte aber nebenbei weiter an der ZHDK. Ein Jahr später beschloss Jeisy, ihre ganze Energie in ihr Projekt, die kleine Schmuckwerkstatt mit Verkaufslokal am Röschibachplatz, zu investieren. Drei Jahre lang arbeitete die Schmuckdesignerin und Goldschmiedin ausschliesslich selbständig, bis ihr irgendwann beinahe die Decke auf den Kopf zu fallen drohte. Seit 2011 gibt sie deshalb neben ihrer Arbeit im Laden extern auch Kurse in Schmuckherstellung.

Neues Ladenlokal

Im Mai letzten Jahres hat Corinne Jeisy ihr Geschäft vom Röschibachplatz an die nahe Rotbuchstrasse 72 auf der Nordbrücke gezügelt. Das neue Lokal ist wesentlich grösser und bietet mehr Schaufensterfläche. «Es war wie aus den Kinderschuhen herauskommen und erwachsen zu werden. Vorher hatte ich mehr ein Atelier, jetzt ei n richtiges Ladenlokal», so Jeisy. Im hellen, freundlichen Raum befindet sich hinter einer hölzernen Theke Corinne Jeisys Arbeitsplatz mit den Messin- strumenten und verschiedenen Werkzeugen und Maschinen, die sie sich über die Jahre angeschafft hat. Dass darunter viele Präzisionsinstrumente und feinmechanische Arbeitsgeräte sind verwundert den Laien wenig, die Goldschmiedin arbeitet aber auch mit «brachialen» Werkzeugen wie diversen Hämmern zum Treiben des Metalls oder mit Feilen in verschiedensten Grössen und Formen. «Das Schmirgeln und Feilen macht fast die Hälfte meiner Arbeit aus», sagt Corinne Jeisy.

Nachhaltiges Material

Das von ihr verarbeitete Material, meistens Gold- oder Silberlegierungen, stammt ausschliesslich aus zertifizierter, ökologischer Recyclingprodution. «Nachhaltigkeit ist mir sehr wichtig, dazu gehört für mich auch, dass meine Produkte lokal produziert und verkauft werden. Auch nach dem Kauf können meine Dienstleistungen, zum Beispiel Anpassungen oder Reinigung des Schmuckes, quasi um die Ecke in Anspruch genommen werden.» Zwar verkaufe sie Artikel im Luxusbe- reich, doch müsse das nicht per se teuer sein. Die Preispalette reiche von rund 100 bis zu etwa 4`000 Franken.

«Schmuck ist Vertrauenssache», so Corinne Jeisy. Neben den Eigenkreationen stellt die Goldschmie- din auch Einzelexemplare nach Kundenwünschen her. Immer wieder kommen Leute zu Corinne Jeisy in den Laden, die defekten Erbschmuck oder sonstige Stücke mit emotionalem, persönlichem Wert instand gestellt haben möchten. «Etwa 80 Prozent davon kann ich reparieren, bei den restlichen 20 Prozent lohnt es sich nicht. Aber in jedem Fall schaue ich mir den Schmuck genauer an.»

Öffnungszeiten:

Mitwoch-Freitag: 10-12 Uhr, 14-18.30 Uhr

Samstag:10-16 Uhr

Rotbuchstrasse 72, 8037 Zürich

Website

 




Der Bestatter: Wie mein «Hinterteil» ins Fernsehen kam

Ab Januar strahlt das Schweizer Fernsehen die neuen Folgen der Serie «Der Bestatter» aus – inklusive Kulisse und Personal aus dem Waidspital. Der Erlebnisbericht einer Statistin.

Artikel aus der Hauszeitung des Waidspitals vom Januar 2015, von Claudia Jenny vom Notfall

Dort, wo alle wichtigen und unwichtigen Informationen hängen (nämlich am Medikamentenkühlschrank im Stationszimmer), sah ich den Aushang: «Statisten und Statistinnen für die vierte Staffel ‹Der Bestatter› gesucht. Gedreht wird in der Pathologie des Waidspitals.»
Das war meine Chance! Einmal dabei sein, bei einer Produktion des Schweizer Fernsehens! (Lieber hätte ich neben George Clooney gedreht, aber Mike Müller war auch ok.) Sofort meldete ich mich bei Frau Lipp und war erstaunt, dass ich die erste Interessentin war. Der Zettel hing immerhin schon zwei Wochen… Ich sollte später erfahren, weshalb das so war.
Ich malte mir aus, welche Szenen auf mich zukommen könnten: Ich würde dem erschöpften Bestatter den Blutdruck messen und von Hand (!) den Puls fühlen… Ich würde Dr. Semmelweis bei der Obduktion des Opfers zur Seite stehen, ihm den Schweiss von der Stirne wischen und ihm verständnisvoll zulächeln… Ich würde mit der Kommissarin durch die dunklen Gänge des Waidspitals rennen, den Mörder verfolgen und ihr Personenschutz geben…

Die Leiche trinkt Kaffee

An besagtem Dienstagnachmittag erschien ich sehr pünktlich am Treffpunkt. Im Innenhof, zwischen Spitalküche, der Abteilung BO und dem Technischen Dienst, standen Festbänke, ein Sonnenschutz-Zelt, Kaffeemaschinen, Getränke und es war ein reges Kommen und Gehen von Schauspielern, Technikern, Visagistinnen, Regisseur, Regieassistentinnen, Assistenten von Regieassistentinnen… Das Mordopfer sass «oben ohne» (der aufgemalte Y-Schnitt der Obduktion war genau zu erkennen) bei Kaffee und Kuchen und las im Skript den Text seiner nächsten Szene (auch wenn ein Toter möglicherweise nicht mehr viel Text hat, es macht immer Eindruck, wenn man konzentriert in ein dickes Drehbuch reinschaut.)
Natürlich hoffte ich, Mike Müller in der Pause zu erwischen oder sonst ein bekanntes TV-Gesicht der Schweizer Filmszene, aber diese schienen alle in den heiligen «Dreh-Hallen» des Waidspitals in Action zu sein.
Warten ist im Filmbusiness normal; also war ich hocherfreut, als nach einer halben Stunde ein schlaksiger Jüngling, auch mit dickem Drehbuch unter dem Arm, auf uns zukam (Isabelle von der Medizin war die Zweite im Bunde der Statistinnen) und sich als Statistenverantwortlicher vorstellte. Der Dreh sei zeitlich etwas verzögert, man werde uns aber rechtzeitig abholen, so dass noch Zeit für die Maske bliebe, teilte er uns mit. (Gottseidank, denn durch einen professionellen Pinselstrich waren sicherlich noch einige Falten zu kaschieren.

Endlich, der Jüngling winkt…

Es war ein herrlich warmer Sommernachmittag an jenem Drehtag. Isabelle und ich sassen draussen, beobachteten die Backstage-Szene und warteten auf unseren Einsatz. Zum Glück war es schönes Wetter… denn wir sollten noch zwei Stunden warten auf unseren Auftritt. Endlich, der «Jüngling» winkte uns hinunter in die Pathologie, zum Filmset. Der enge Gang der Pathologie war vollgestopft mit Kameras, Bildschirmen, Scheinwerfern, Mikrofonen an Teleskopstangen, Tonmischpulten und Kisten voller Kabel. Unzählige schwarz und salopp gekleidete, cool und entspannt dreinschauende Menschen mit zerzausten Frisuren huschten durch den Gang und bedienten die diversen Gerätschaften.
Wir werden in einem dunklen Seitengang abgestellt. Der Jüngling macht uns durch Zeichensprache klar: «Warten und Ruhe geben.»
Die Szene «Dr. Semmelweis und Frau Kommissarin diskutieren am Obduktionstisch, über die Leiche geneigt, die Möglichkeit einer Vergewaltigung des Opfers» ist noch nicht im Kasten. Zehn Wiederholungen dieser Szene gewähren uns Einblick in den Schauspieleralltag. Zehnmal stürmt die exaltierte und aufgelöste Frau Kommissarin aus dem Obduktionssaal raus, hyperventiliert, lehnt sich gegen die Wand und kotzt auf den Boden. Mit offenem, wehendem weissen Kittel rennt Dr. Semmelweis hinter ihr her und versucht sie zu beruhigen. Zehnmal mindestens!
In der Zwischenzeit kommt endlich unsere Visagistin; mit dickem Bauchgurt voller Pinsel, Puderquasten, Bürsten, Kämmen, Haarsprays und vielem mehr. Sie mustert mich und Isabelle im dunklen Seitengang, tupft uns einmal auf die Nase, zupft drei Haare von links nach rechts und fi xiert diese mit viel Haarspray. Das Styling sei wichtig, wegen des Scheinwerferlichtes!

Siebenmal drehen

Die laufende Szene mit der aufgelösten Kommissarin scheint nun endlich im Kasten zu sein. Isabelle und ich werden für unsere Szene instruiert: Frau Kommissarin hat den Ober-Kommissar über mögliche Todesursachen aufgeklärt, mitten im Gespräch läutet sein Smartphone, kurzes Telefonat, halbe Drehung nach links und ab durch die Drehtür im Vollspurt an Isabelle und mir vorbei, die wir den Leichenwagen mit zugedeckter Leichen-Attrappe durch den Gang schieben… Fünfmal proben, siebenmal drehen, Kamera im Rücken. Wofür genau wurden wir abgepudert und frisiert?
Irgendeine siebte Assistentin der Regieassistenz weist mich beim Durchlauf Nummer fünf an, drei Zentimeter weiter nach links vom Leichenwagen zu stehen. Ausserdem meint sie, es sei noch ungewiss, ob die Szene nicht doch rausgeschnitten werde…
Ob nun also mein Hinterteil, verpackt in währschaftem, weissen Spitaltuch, im düsteren Halbdunkel der Pathologie vom SWZ über die Bildschirme des Feierabendprogrammes des SF1 huschen wird, wissen nur die Götter und Mike Müller…
Einen Nachmittag lang in die Film- und Promiwelt des Schweizer Fernsehens eintauchen zu können war aber ohnehin so spannend und erlebnisreich, dass es auf ein «Hinterteil » mehr oder weniger nicht ankommt!