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Wipkingerplatz – quo vadis?

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Geht der Wipkingerplatz vor die Hunde?

Zu diesem Thema wird im 1. Quartal 2005 ein runder Tisch mit der Fachstelle für Stadtentwicklung stattfinden.

Kürzlich wurde ein gelbes Flugblatt in alle Wipkinger Haushalte verteilt, auf dem zu lesen stand, dass die Post 8037 vom Wipkingerplatz an den Röschibachplatz zügle. Dies scheint an sich ein wenig spektakulärer Vorgang, wenn man bedenkt, dass in der Stadt Zürich jedes Jahr mehr als 10% der Wohnbevölkerung die Wohnung wechselt. Aber die Entwicklung ist beispielhaft dafür, was sich in vielen Quartieren schleichend abspielt: Die alten Zentren veröden auf Kosten der neuen, mit allen Mitteln geförderten Entwicklungsgebiete.

Das ehemals stolze Zentrum Wipkingens wird immer unwirtlicher

Der Wipkingerplatz wurde einst als Quartierzentrum geplant: Nebst dem stolzen Kirchgemeindehaus mit dem markanten Turm und der grosszügigen Terrasse wurden hier das Kreisbüro und die Schule für Haushalt und Lebensgestaltung gebaut. Auch die Post wollte natürlich an diesem zentralen Ort nicht fehlen und hat lange Jahre nebst uns Wipkingerinnen und Wipkingern auch viel Kundschaft aus dem Industriequartier ennet der Limmat bedient. Wegen des im Lauf der Jahre schnell überhand nehmenden Verkehrs auf Hardbrücke, Rosengartenstrasse und Hönggerstrasse wurde der Ort zunehmend unwirtlich.

Dies konnte auch der Neubau der Kantonalbank nicht mehr ändern, zumal Läden und Bankschalter keinerlei Bezug mehr zum Platz haben. Das Kirchgemeindehaus hat in den letzten Jahren (nicht nur wegen der immer schwärzer werdenden Fassade) viel von seiner Strahlkraft verloren, die Pestalozzibibliothek ist an die Nordstrasse ausgewichen, und viele Läden an Höngger- und Rosengartenstrasse sind eingegangen oder führen Sortimente, die nichts mehr zur Versorgung der Quartierbevölkerung mit täglichem Bedarf beitragen.

Mit dem Entscheid der Post, ihre Schalter (N.B. ohne Zahlungsverkehr!) an den Röschibachplatz zu verlegen, bleibt dem Wipkingerplatz nebst den Postfächern und dem Postomaten sowie dem Verteilzentrum noch die Tiefgarage mit einer menschenleeren Terrasse darüber.

Wipkingen soll nicht die Zeche bezahlen dafür, dass Zürich West prosperiert

Die Entwicklung ist sicher nicht der Post anzulasten – sie hat bloss darauf reagiert. Aber das Ergebnis ist äusserst unerfreulich für Wipkingen: ein bereits heute wenig attraktiver Ort wird damit in Zukunft noch weniger attraktiv.

Für die Entwicklung ist allerdings auch kaum die desolate Verkehrssituation allein schuld. Ich vermute vielmehr, dass die Nachbarschaft von Zürich West eine eben so wichtige Rolle dabei spielt: Dort wird im Moment ein wesentlicher Teil der in Zürich vorhandenen Energie eingesetzt.

Diese Vermutung wird auch dadurch gestützt, dass die Post an der Förrlibuckstrasse eine (N.B. vollwertige) Poststelle neu gebaut hat. Auch der Wipkingerpark und die neue Brücke sind erklärtermassen eigentlich für Zürich West gebaut worden.

Alternativen wären vorhanden – der Quartierverein bleibt dran!

Für die Entwicklung am Wipkingerplatz wären durchaus auch andere Szenarien denkbar gewesen: Die Idee eines Kreisels unter der Hardbrücke mit einer Aufwertung der Platzfläche und der Tramhaltestelle ist schon im Rahmen der Diskussionen um das 25-Jahr-Jubiläum der Rosengartenstrasse präsentiert worden, und anstatt der ebenerdigen Tiefgarage und der wenig belebten Terrasse wäre an dieser Stelle durchaus auch ein Wohn- und Geschäftshaus vorstellbar, das im Erdgeschoss Ladengeschäfte beherbergen könnte. Der Quartierverein wird in den nächsten Wochen und Monaten jedenfalls versuchen, das Gespräch mit den Zuständigen Stellen bei der Post und bei der Stadt aufzunehmen, um eine erfreulichere Entwicklung in die Wege zu leiten.

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