Studentenwohungen Rosengartenstrasse – Quartierverträglich?

Soll an der Rosengartenstrasse Wohnraum für 145 oder für 450 Studentinnen und Studenten entstehen? Die Frage, wie der Städtebau der Zukunft aussehen soll, blieb auch nach einer Podiumsdiskussion mit den Kontrahenten offen.

Artikel im Züri Nord vom 12.12.2013 von Pia Meier

Um das geplante Studentenhaus an der Rosengartenstrasse wird weiter diskutiert. Die Stadt plant dort einen dreistöckigen Bau, bei dem zwei Stockwerke für Studenten vorgesehen sind. Im 1. Stock soll eine Kinderkrippe domiziliert sein. Unter diesen Voraussetzungen hätte es Platz für 130 und 145 Studenten, Bauherrin ist die Stiftung für studentisches Wohnen, die das Areal im Baurecht übernehmen würde. Mindestens ein Drittel des Areals ist zudem für einen öffentlichen Park vorgesehen. Die Organisation «Mehr Stadt», die für mehr Verdichtung kämpft, präsentierte einen fünfstöckigen Gegenentwurf, das heisst eine Blockrandbebauung. So könnten dort 450 Studentinnen und Studenten wohnen. Das Land muss auf jeden Fall von der Freihaltezone in eine Wohnzone umgeteilt werden. Die Stadt schlägt eine Wohnzone W3 vor. Der Gemeinderat muss der Umzonung noch zustimmen. Vergangene Woche wurde mit Vertretern der Stadt, der Studentenschaft und des Quartiers weiterdiskutiert. Einen gemeinsamen Nenner fanden die Kontrahenten nicht.

Mehr Wohnraum für Studenten

Wohnraum für Studenten in der Stadt Zürich ist rar, wie Rahel Taraborelli von der Stiftung Studentisches Wohnen bestätigt. Zurzeit werde Wohnraum in Affoltern (330) und an der ETH Hönggerberg (ca. 1000) erstellt. Die Wartezeit würde über ein Jahr betragen, so gross sei der Ansturm.
Mit ihren engen Vorgaben für die Nutzung des Areals an der Rosengartenstrasse verpasse die Stadt eine Chance, argumentierte Joelle Zimmerli, Raumplanerin und Mitbegründerin «Mehr Stadt». Sie ist der Meinung, dass das ganze Areal für Studentenwohnraum genutzt werden soll. Ob so viele Studenten miteinander wohnen wollen oder ob es mehr gemischten Wohnraum braucht, blieb offen. Die Zuhörerinnen und Zuhörer waren sich nicht einig.
Müller von der städtischen Liegenschaftenverwaltung argumentierte, dass die Stadt die Neuüberbauung den bestehenden Liegenschaften in der Umgebung (W3 Wohnzone) anpassen will, mit dem Ziel, die neue Siedlung quartierverträglich zu gestalten. Was Quartierverträglichkeit ist, wurde heftig diskutiert. Zimmerli warf der Stadt vor, den Weg des geringsten Widerstands zu gehen, denn so würden die Nachbarn nicht gegen den Neubau rekurrieren.
Benjamin Leimgruber vom Quartierverein Wipkingen könnte sich auch vorstellen, dass sich die Stadt zuerst die Neugestaltung der Rosengarten-/Bucheggstrasse mit einem Tram widmet, bevor einzelne Parzellen überbaut werden.
Ob der Park notwendig ist, blieb offen. Müller hielt fest, dass das Quartier unterversorgt sei mit Grünräumen, weshalb es diesen Aussenraum brauche. Zimmerli wies darauf hin, dass es nicht zu wenig Grünraume, sondern zu wenig Wohnungen gebe. Diese seien das Problem. Leimgruber meinte, dass er im Quartier noch nie gehört habe, dass es zu wenig Grünraum gebe. Er bemängelte vielmehr, dass die Stadt das Quartier nicht früher in den Prozess mit einbezogen
habe.

 Einsprache nur Farce?

Die Stadt hat den Wettbewerb bereits ausgeschrieben. Am 16. Dezember soll die Auswahl bekannt gegeben werden. Die Organisation «Mehr Stadt» machte eine Einsprache. Zudem wirft sie der Stadt vor, den Wettbewerb voranzutreiben, bevor die Eingaben gemacht sind, sodass Einsprachen zur Farce werden. Zuerst müsse der Wettbewerb stattfinden und erst nachher die Umzonung, wurde gefordert. «Mehr Stadt» verlangte, dass das Projekt neu aufgegleist werde. Die Vertreterin der Stadt meinte, das Risiko sei klein, auch wenn der Gemeinderat noch nicht entschieden habe. Die Umzonung dieses Areals ist nicht Teil der Bau- und Zonenordnung (BZO). Trotzdem wurden die Kontrahenten von der Stadt aufgefordert, ihre Vorstellungen über zukünftigen Städtebau bei der BZO-Revision einzubringen.